#FragRautenball Nr.3 – eure Fragen nach #FCHHSV

Here we go. #FragRautenball geht in die 3.Runde mit einem kleinen Disclaimer: Gewisse Fragen wurden in den vergangenen Versionen schon beantwortet. Also, falls eure Frage fehlen sollte, schaut doch mal in die vergangenen #FragRautenball Posts. Und wenn noch was unklar ist, schreibt uns gerne!

@DrippyRYK: Was soll einem nach so einer desolaten Leistung in Halbzeit 2 Hoffnung auf Besseres geben. Die Mannschaft scheint extremst verunsichert

Daniel: Mit etwas Galgenhumor vielleicht: Die Mannschaft ist auch in Krisen immer gut für 3 Tore plus zuhause und aufgrund der Qualität auch gut für Tore aus dem Nichts. Pherai und Dompe zeigen Woche für Woche, warum es sich lohnt dem HSV zuzuschauen. Und ehrlich gesagt… Viel schlimmer als Rostock kann es nicht werden und selbst da hat es für nen Punkt gereicht. Mit dem richtigen Impuls von Außen kann dieses Momentum auch im Handumdrehen wieder in die andere Richtung geht. Und am Ende: der größte Hoffnungsträger hat die Nr.4. Seine Rückkehr wird man merken. Die 55 Minuten gegen Hertha im Pokal haben das schon gezeigt.

Benedikt: Sein wir ehrlich, Hoffnung braucht keinen Grund, sie existiert automatisch. Und deshalb tut es am Ende auch so weh, wenn es doch wieder nicht klappt, besonders wenn es mit einem Aufstieg von Kiel und St. Pauli verbunden ist. Um den gruseligen Gedanken auch nochmal hervorzuheben. Trotzdem gibt es aber natürlich auch Grund zur Hoffnung. Die spielerische Qualität ist in den meisten Positionen und Rollen vorhanden, Schonlau ist auf dem Weg zurück in die Startelf (bitte täglich für die Wade beten) und auch Reis ist wieder zurück. Natürlich hatte letzterer gegen Rostock ein Spiel zum vergessen, aber das wird er zum einen selbst wissen (schließlich kennt er seine Fähigkeiten) und zum anderen ist er auch gerade erst wieder aus seiner Verletzung zurück. Mit anderen Worten, Reis und Schonlau kommen zurück wo sie am meisten gebraucht werden.

@Babushk73384992: Was würdet ihr Jonas Boldt für eine Schulnote geben, wenn man nur die getätigten (und teils ausgebliebenen) Transfers betrachtet? Dabei beachten: An sich gute Spieler, die aber nie spielen, sind keine guten Transfers – vor allem, wenn sie nur ausgeliehen sind.

Daniel: Zunächst mal: Die Arbeit von Jonas ist sicher nicht nur auf Transfers zu reduzieren, da gehört viel mehr dazu. Und ich finde es schwierig alles wirtschaftliche auszublenden und sämtliche Transfers oder auch Verlängerungen nur auf das sportliche zu reduzieren. Ich versuche es trotzdem mal. Dass man Glatzel, Reis und auch DHF über den Sommer hinaus halten konnte, ist schlichtweg klasse. Sicher war es nicht ganz günstig, aber gerade Glatzel und Ludo sind praktisch nicht 1 zu 1 zu ersetzen gewesen. Dazu gehören ebenso die Verlängerungen unserer Talente. Die Leihe von Iggy van der Brempt ist ebenfalls ein dickes Pluspunkt, dass auch er jetzt gerade in einem Formtief schwimmt ist nicht die Schuld vom Jonas. Ignace hat Qualität die zweifellos für Liga 1 reichen würde. Wie immens stark der Pherai Transfer war, können wir auch zurzeit jede Woche auf dem Platz beobachten. Für das Geld ein absolutes Schnäppchen. Auch den Ramos Transfer sehe ich nicht unbedingt als schlecht an, Gui bringt sicher Qualitäten mit. Er hat wohl schlichtweg nicht damit gerechnet, dass er wochenlang als IV 1 auf dem Platz stehen muss. Hadzikadunic finde ich (wie ich mal auf X geschrieben hab) auch nicht grundsätzlich verkehrt. Bringt vom Profil super Anlagen mit, aber ist dann wahrscheinlich auch vollkommen normal, dass er wie das gesamte Team auch hinten runter fällt, in einer Krise. Poreba und Okugawa habe ich nicht viel zu sagen. Bringen aktuell Breite, mehr aber auch nicht. Öztunali war ein Griff ins Klo. Leider.

Die Kritik liegt bei mir dann eher an den nicht getätigten Transfers von neuer IV2 und Meffert Backup. Dass Zima die einzige Variante ist, kann ich mir nicht vorstellen, aber darüber lässt sich eben auch nur mutmassen. Und dass Zima unsere Defensivprobleme im Alleingang gelöst hätte, sei mal dahin gestellt. Für mich ist es immer noch ne 3. Die Kritik um die nicht gehandelten Transfers sind sicher zurecht da, aber wenn wir ihn bewerten wollen, müssen wir all die guten Dinge ebenso mit auf den Tisch legen. Und die Personalien Glatzel, Reis, DHF, Pherai und van der Brempt sprechen dann auch eine deutliche Sprache. Sorry, wenn ich hier alle Boldt Hater enttäuschen muss.

Benedikt: Ich kann durchaus verstehen, wenn man Boldt’s Handeln auf dem Transfermarkt zuletzt kritisch sieht. Grundsätzlich muss ich Daniel aber zustimmen, dass man das Thema differenziert betrachten muss. Drei Faktoren spielen für mich in der Bewertung eine Rolle: Zeit, Risiko und Pech. Zeit, weil Boldt nun seit fast 5 Jahren beim HSV ist und sein Transfermarktaktivitäten sich seit dem Anfang auch verändert haben. Wir erinnern uns z.B. and die Saison mit Trainer Thioune, wo auf erfahrene Führungsspielertypen gesetzt wurde mit Spielern wie Terrode, Gjasula, Leistner und Ulreich. Dieser Kader hatte durchaus Probleme ein eigenes Spiel am Ball zu entwickeln und somit sehe ich diese Phase auf etwas kritischer. Zugleich hatte Boldt aber auch die Aufgabe Altlasten abzubauen und das sind eben auch Spieler. Das hat er getan, auch wenn z.T. Abfindungen und ähnliches notwendig waren. Dennoch konnte seit der Einstellung von Tim Walter kontinuierlich ein Kader zusammengestellt werden, dem auch ein Konzept unterliegt in Sachen Spielidee und Entwicklungspotential. Das bringt mich zum zweiten Faktor, Risiko. Das Beuteschema besteht nicht nur aus jungen talentierten Spielen wie Vušković, Reis oder Pherai, sondern auch solche, die Mitte 20 sind und die Karriere in die falsche Richtung gelaufen ist. Diese Spieler haben in der Vergangenheit schon gezeigt, dass sie die Qualität für höheres haben, sind aber gewillt einen Schritt zurück zu machen (in die 2. Liga) um zwei nach vorne zu ermöglichen. Bénes ist dafür das Paradebeispiel. Zuletzt hat es mit Öztunali aber nicht geklappt und auch Hadžikadunić hat sich noch nicht eingefunden. Solche Transfers sind natürlich mit Risiko verbunden und die Spieler brauchen vielleicht auch einfach etwas Zeit (siehe Bénes). Hadžikadunić bringt mich aber auch zum Faktor Pech. Denn normalerweise wäre er an der Seite von Schonlau in die Saison gestartet und die zwei ergänzen sich in ihrem Spielerprofil einfach sehr gut, wie ich schon hier erklärt hatte. Zwar wurde mit Ramos ein Spieler geholt, der Schonlau vereinzelt ersetzten kann mit seinen Fähigkeiten im Andribbeln, aber so ist man leider mit 2 Innenverteidigern in die Saison gestartet, die vollkommen neu waren. Zudem darf natürlich auch Vušković nicht vergessen werden, wegen dessen Ausfall der Transfer von Hadžikadunić erst notwendig wurde. Was ich weniger verstehen kann, ist, dass es versäumt wurde im Winter einen Innenverteidiger zu holen. Ich finde es gut, dass man sich mittlerweile nicht mehr zu unverantwortlich und aus Angst motivierten Transfers verleiten lässt, aber aus meiner Sicht ist die Balance in der Spielerqualität zwischen Innenverteidigung und dem Rest des Kaders aktuell nicht nicht. Und sowas kann leider sehr viel von der eigentlichen Kaderqualität untergraben. Leider ist es im Fußball häufig so, dass du 90% gute und nachvollziehbare Entscheidungen triffst, die letzten 10% dann aber vieles wieder zerstören können. Insgesamt würde ich mich somit auch für eine 3 entscheiden.

@K1ingYeboah: Wie könnten wir die eher abwartenden Spielformen der Gegner mit unserem Spielermaterial überspielen?

Daniel: Super coole Frage. Gehen wir doch mal von einem wiederkommenden 433 Low Block aus in den nächsten paar Wochen. Das Zentrum ist dicht, die Pressingtrigger des 3-3 Blocks sind die Bälle auf die HSV AVs. Das Ziel mit Ball sollte es sein dieses 3-3 Gebilde horizontal auseinander zu ziehen um dann die 8er in den Zwischenräumen zu finden. Aber wie kann man das hinbekommen? Im HSV-Ballbesitzkasten gibt es da mehrere Bausteine. Der wohl effektivste und einfachste sind immer wieder horizontale Verlagerungen mit guter Passgeschwindigkeit. Letztlich wird irgendwann eine Lücke in diesem 3-3 Verbund aufgehen. Sei es über einen diagonalen Ball in die Zwischenräume, Andribbeln oder vielleicht gestiftetes Chaos durch Positionsrochaden. Dass der HSV das kann, hat er sogar schon gezeigt. Das Hinspiel gegen die Fortuna war ein solches. Man hat Ludo Reis oft im Zentrum bei Verlagerungen gefunden und dieser konnte das Spiel durch Pässe und Balltragen permanent auf die andere Seite schieben. Andere Varianten wären aggressives Andribbeln des Blocks um die gegnerischen Spieler zu Entscheidungen zu zwingen. Aber auch Ballgewinne im Gegenpressing können Dynamiken tief in des Gegners Hälfte entwickeln lassen.

Benedikt: Eine andere Möglichkeit, die vielleicht besonders gegen eine 5er-Abwehrkette funktionieren könnte, ist es, die offensiven Außen in minimaler Breite zu positionieren, um den dadurch entstehenden Raum auf dem Flügel mit den Außenverteidigern zu bespielen. Aufgebaut wird über Muheim und Schonlau links, während Van der Brempt rechts eine relativ hohe Position einnimmt und die offensiven Außen, wie gesagt, sich in minimaler Breite positionieren (zumindest auf der rechten Seite). Über den Aufbau links wird Hadžikadunić rechts Raum geschaffen und kann angespielt werden. Er verlagert weiter auf den Außenverteidiger Van der Brempt, welcher Meffert hinter der gegnerischen Pressinglinie anspielen kann. Meffert gibt weiter an den tiefer kommenden offensiven Außen, welcher Reis im Halbraum in direkter Nähe anspielen kann. Dies soll letztlich dazu führen, dass man zwischen den Linien eine Überzahl hat und die zwei äußeren Verteidiger in der Kette sich entscheiden müssen, ob sie ihre Position halten oder rausrücken. Rücke sie raus spielt Reis den Pass hinter die Kette nach außen auf Van der Brempt, der den Flügel dynamisch beläuft und Möglichkeiten für Cut-backs und ähnliche hereingaben in den Strafraum würden entstehen. Das ist jetzt etwas formelhaft beschrieben und im Spiel würde es wesentlich variabler ablaufen, aber grundsätzlich geht es darum, den offensiven Flügel dynamisch zu bespielen anstatt ihn zu besetzen und dabei die Abwehrstruktur des Gegners durch minimale Breite enger zu binden.

@HamburgerSV1887: Warum macht der HSV, eigentlich immer noch HSV Sachen? Warum läuft da nicht einmal was glatt?

Daniel: Wenn wir das wüssten, würden wir wahrscheinlich wieder international spielen.

Benedikt: Es ist der Fluch des nicht Absteigens in den letzten Jahren in der 1. Bundesliga. Der HSV darf erst wieder aufsteigen, wenn die Fans maximalen Schmerz erfahren haben.

@Trichon1040: Teilweise hat der HSV ja im Mittelfeldpressing agiert. Denkt ihr es ist sinnvoll mit dem Kader dauerhaft hohes Pressing zu spielen? Konnte man in der Vergangenheit dadurch direkt Tore erzwingen?

Daniel: Kommt natürlich immer ganz auf den Gegner und Spielsituation an. Tendenziell passt das HSV Mittelfeldpressing, wie jetzt in Rostock, eigentlich ganz gut. Die Gefahr ist bei zu hohem Stehen, dass meist ein langer Ball schon reicht um ein mögliches Angriffspressing auszuhebeln. Wenn wir jetzt beim Rostock Spiel bleiben wollen, dann muss man sagen, dass auch Rostock die Momente hatte. Dem HSV fehlen in der letzten Linie da einfach die passenden IVs für eine gute Tiefenverteidigung. Hohe Ballgewinne waren zwar überdurchschnittlich gut, wenn nicht sogar Ligabestwert, aber dieser Vorteil kommt auch immer auf Kosten von anderen Dingen. Hier muss man von Spiel zu Spiel und Gegner zu Gegner schauen. Gegen S04 war der Low Block ein guter Schachzug, der Gameplan gegen Rostock hat ebenfalls gepasst. Der Schlüssel ist wahrscheinlich auch hier die Balance zu finden, zwischen allen Varianten.

Benedikt: Zunächst stimme ich Daniel zu, dass es vom Gegner abhängt. Was ich dem jedoch hinzufügen möchte bezieht sich auf den zweiten Teil der Frage. Denn es geht beim hohen Pressing nicht nur darum sich direkte Torchance zu erspielen. Im besten Fall passiert das zwar, aber zunächst geht es erstmal nur darum, dem Gegner wenig Zeit und Raum im Aufbau zu geben und ungenaue oder lange Abspiele zu erzwingen. Diese sollen aber nicht unbedingt zu Torchancen führen, denn der Ball geht dem Gegner dabei nicht nur gegen den pressenden Spieler direkt verloren, sondern meistens sogar eher durch einen langen Ball, der im Mittelfeld oder in der Abwehrkette von den Hamburger Spielern abgefangen werden kann. Leider ist das individual-taktische Verhalten der zuletzt aufgestellten Verteidiger zu häufig schlecht, was bedeutet das lange Bälle nicht gut wegverteidigt werden. Ein tieferes Pressing-Verhalten ist somit durchaus legitim, besonders gegen Gegner die es gut verstehen lange Bälle zu verarbeiten.

@flitzpipe12: Wie können wir die Kampfbetonte Gangart von Gegnern wie Rostock besser umspielen, sodass deren Vorteile nicht zum tragen kommen?

Daniel: Klingt etwas unorthodox, aber mit der gleichen „psychologischen Waffe“, die eben das kampfbetonte Spiel bringt. Der Gegner muss seine Duelle verlieren. Seien es verlorene Zweikämpfe oder auch einfach nur umspielte Pressingsituationen. Wenn der Gegner das Gefühl bekommt, er würde nur hinterherlaufen, wird auch da irgendwann ein mögliches Momentum für dich einsetzen. Spielt der HSV in einer idealen Welt gegen Rostock permanent gut von hinten heraus in die Spitze, lässt die Hansa in keinen Zweikampf kommen, dann macht das was mit der Psyche des Gegners. Oder um vielleicht einen taktischen Ansatz mit hereinzubringen: Kontrolle.

Benedikt: Kontrolle ist tatsächlich das Schlüsselwort für das was dem HSV seit einigen Monaten fehlt. Somit wird es weiterhin wichtig sein, dass Spieler wie Schonlau und Reis möglichst schnell wieder in die Spur kommen. Der Kader ist nicht darauf ausgerichtet ein durchgehend Zweikampfbetontes Spiel zu führen. Vielmehr muss es darum gehen, das Entscheidungen am Ball besser getroffen werden und Abspiele oder Ballführungen präziser umgesetzt werden. Dass man gegen Rostock immer wieder die Zweikämpfe verloren hat, hatte auch viel damit zu tun, dass man den Ball überhaupt immer wieder unsauber gespielt hat und somit die Möglichkeit für Zweikämpfe entstanden ist. Das mehrere Spieler gleichzeitig den zweikampfschwächsten Tag ihres Lebens hatten, war dann der Tropfen der das Fass überlaufen lassen hat.

@mikawre: Wieso ist Meffo so unangefochten und warum bekommt z.B. Poreba nicht mal eine Spielminute. Fand ihn in seinen bisherigen Auftritten solide.

Daniel: Die Kurzform. Zwei komplett unterschiedliche Spielertypen. Meffo ist so unangefochten, weil wir einfach niemanden in diesem System haben, der diese Rolle (so gut) ausführen kann, wie er es tut. Sieht dann natürlich anders aus bei einer Doppel 6 zum Beispiel. Aber das ist Zukunftsmusik.

Benedikt: Zuzüglich zu dem könnte man noch sagen, dass die Alternative im Kader einfach fehlt und Meffert wirklich die beste Option ist. Andere Spieler können seine Rolle auch mal übernehmen, aber keins der bestehenden Profile ist wirklich passend. Robert und ich haben zum Thema Meffert in der letzten Runde #FragRautenball hier sonst noch mehr geschrieben.

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