Nach dem Spiel gegen Wiesbaden sagten wir noch:
Endlich wieder #FragRautenball nach einem Sieg.
https://rautenball.de/2024/03/18/fragrautenball-nr-7-eure-fragen-nach-hsvwie/
Nun hat der HSV gegen überwiegend harmlose Fürther zwar nicht verloren und dennoch fühlt es sich wie eine Niederlage an, weil nun sogar der 3. Tabellenplatz verloren gegangen ist. Auch bei uns besteht teils eine Gefühlslage wie sie von Pascal hier ausgedrückt wird.
@pasbre Ich kann das alles nicht mehr.
https://twitter.com/pasbre/status/1774892006528942114
Und trotzdem – oder gerade deshalb – lasst uns in die sachliche Frustbewältigung reingehen und eure Fragen beantworten.
@noemand_ Fand das Spiel grundsätzlich gar nicht so schlecht. Hab aber nicht verstanden warum, nach dem Nemeth runter war trotzdem noch zig kopflose Flanken geschlagen wurden ohne Zielspieler in der Box?
Bene: So viele Flanken habe ich in dieser Phase ehrlicherweise gar nicht wahrgenommen. Was allerdings stimmt, ist, dass man häufig den Weg über die Flügel gesucht hat, um sich dann im letzten Drittel in den Halbraum zu kombinieren oder nah der Grundlinie einen flachen Ball scharf vor die Box zu spielen. Letzteres hat mit der Schärfe nicht ganz geklappt und wurde auch von den Fürthern blockiert. Über den Halbraum konnte man wiederum Pässe hinter die Abwehrkette zu spielen. Erst zum Schluss hab es dann ein paar mehr Flanken in den Strafraum, aber auch diese waren weniger für einen typischen Zielspieler gedacht, sondern eher flachere Flanken oder Chipbälle hinter die Kette. Hast du dazu noch anderes gesehen, Rob? Du bist ja auch grundsätzlich kein großer Fan von vielen Flanken.
Rob: Ich habe mir die letzten 15+4 Minuten auch nochmal angeschaut. Ich habe in der Tat lediglich 3 Flanken gesehen, wovon auch nur eine wirklich stumpf war. Poreba flankt hier aus dem Halbfeld ohne Dynamik in die statischen Innenverteidiger.
Die anderen beiden kamen als Überraschungseffekt nach einer sehr schnell ausgeführten Ecke (kann man mal versuchen – Zielspieler hin oder her), oder 20 Sekunden vor Ende nach dem Motto: Hauptsache irgendwie vors Tor (Öztunali mit ner grausamen Flanke).
Bin demnach also komplett bei dir Bene.
@mikawre Was macht SB offensiv anders und was fehlt, damit es klick macht und mehr Tore fallen?
Bene: Zunächst stellt sich mir hier die Frage, was mit „offensiv“ gemeint ist. Wenn es um das generelle Spiel am Ball gehen soll, dann fängt das ja schon in der Abwehr an und da gibt es im Aufbau schon viele Unterschiede. Vergleichsweise minimale Einbindung vom Torwart. Ein strukturierteres Positionsspiel und weniger Rocharden. Wobei besonders Schonlau, Muheim und nun Reis in seiner neuen Hybridrolle gewisse Freiheiten zu haben scheinen, Elemente der positionellen Flexibilität weiterhin nach Ermessen umzusetzen. Ebenso wird das Spielen-und-Gehen weniger angewendet und dafür liegt der Fokus mehr auf dem Spiel über den Dritten. Besonders durch das Zentrum hat das ein enormes Potential, wie sich auch gegen Fürth mehrfach zeigte. So konnten, wenn die Kombinationen durch Zentrum erfolgreich umgesetzt werden wurden, die Reihen vom Gegner schnell zu durchspielt werden. Leider ist dies nicht immer der Fall und so werden zentrale Kombinationen durch Ballverluste oder Unsauberkeiten in der Ballkontrolle abgebrochen, und man kommt im letzte Drittel doch wieder langsam an. Abgesehen davon hat man leider die schlechte Entscheidungsfindung im letzten Drittel in den Trainerwechsel mitgenommen. Und somit fallen die Tore zwar zum einen nicht, weil man schon die gesamte Saison eine schlechte Chancenverwertung hat, aber zum anderen auch deshalb, weil die sich die Anzahl der Chancen verringert hat. Was würdest du dem hinzufügen, Rob, oder bist du sogar anderer Meinung?
Rob: Inhaltlich muss ich hier gar nicht groß ergänzen.
Zu sehen ist allerdings, dass das Positionsspiel Baumgarts und die priorisierten Prinzipien mit dem Ball nun immer mehr zu sehen sind. Im Übergangsspiel zwischen der 1. Reihe und den beiden höheren Ebenen sind dies aus meiner Sicht im Wesentlichen die von dir angesprochenen zentralen Spiel über Dritten und Tief-Klatsch Elemente – insbesondere, wenn Reis fertig auf die 6/8 diagonal reingeschoben ist. Das diagonale Andribbeln Muheims oder Reis nach erfolgter Verlagerung (im Best-Case mit diagonalen Pass ins Zentrum) oder das Überladen einer Seite mit AV, AM, und ballnahen 8er.
Ich habe darüber hinaus das Gefühl, dass wir entgegen dem Vorurteil gegenüber Baumgart – Viele Stumpfe Flanken (Hallo Düsseldorf) in statische Situationen – immer mehr proaktive Tiefenläufe der AM für das bespielen der Schnittstellen zwischen AV und IV sehen. Somit wird aus meiner Sicht auch immer mehr der Plan für das Spiel im letzten Drittel klar. Als kleiner Spoiler: Ich werde mich diese Woche noch intensiv mit den aktuellen Narrativ – „Die Entscheidungsfindung im letzten Drittel ist kacke“ – beschäftigen. Ich denke, dass wir hier viel über das letzte Drittel und etwaige Gründe sprechen, warum „es noch nicht klick macht“. Somit würde ich dich für eine detaillierte Analyse gerne vertrösten und auf Benedikts beschriebenen „Probleme“ im Übergangsspiel verweisen (Ungenauigkeiten, avisierte Rhythmuswechsel werden verschleppt etc.).
@luk1887 Woran hat et gelegen?
Bene: Ich würde bei dieser Frage auf die vorige Antwort verweisen. Denn gelegen hat es besonders am Ausspielen von gefährlichem Ballbesitz im letzten Drittel und der Chancenverwertung. Mit anderen Worten. Man hätte sich mehr Chancen erspielen können, aber man hatte auch genug Chancen um zumindest dieses Spiel zu gewinnen.
Rob: Daran, dass wir nicht mehr kratzen und beißen, und das niemand die Raute im Herzen und die Kippenschachtel in den Stutzen trägt. Die anderen wollen immer mehr als wir und außerdem fehlt es an Mentalitäääääät! (Anm. d. Red.: Wer Ironie findet, darf sie behalten. 🙂 )
@HSVundRevo Glaubst du noch an den Aufstieg?
Bene: Glaube fehlt mir aktuell leider sowieso. Wir sprechen ja schon seit Wochen davon, dass man nun endlich in einen Lauf kommen muss, damit es noch klappen kann. Und auch wenn ich von dem Spiel der Kieler und Düsseldorfer lange nicht so überzeugt bin wie sie Punkte einfahren, haben sie das Momentum auf ihrer Seite. Dem gegenüber steht leider ein HSV, der mental verunsichert zu sein scheint. Natürlich kann sowas auch schnell wieder ins Positive kippen, aber die Zeit läuft nun mal aus. Aktuell gehe ich somit maximal von dem 3. Platz aus und auch wenn der Gegner diesmal wohl nicht die Qualität der VfB Stuttgart haben wird, ist es immer schwer gegen einen 1. Liga-Kader zu gewinnen.
Rob: Die Frage beschäftigt wohl derzeit viele Fans. Man sieht es auch an der Anzahl der Fragen oder der Reaktionen auf unsere Tweets. Es stellt sich so etwas wie Resignation ein.
Um die Frage pure zu beantworten: Klar! Wenn ich nicht daran glauben würde, müsste ich nicht alle zwei Wochen ins Stadion laufen und emotionale Achterbahnen erleben, sondern könnte jedes Spiel einfach nüchtern gucken & analysieren. Platz 3 ist drin. Die Leistung gegen Führt war verdammt nochmal nicht so schlecht, wie sie hier überall gemacht wird – ganz im Gegenteil. Nur das Ergebnis war kacke. Lasst uns gegen Lautern gewinnen und dann weitermachen. Der Gegner der Relegation wird eher die Stärke von Hertha als von Stuttgart haben.
@N472168 (Nils): Ist es nicht mittlerweile mal überfällig, dass Jatta aus der Startelf weichen muss. Er ist wirklich der letzte Spieler den ich gegen tiefstehende Gegner haben möchte. Er verweigert wirklich jedes 1:1, macht auch seine Läufe an den langen Pfosten nicht mehr.
Rob: Ich bin sicherlich kein Jatta-Fan. Ganz im Gegenteil. Ich mag die spielintelligenten, technisch hochveranlagten Zocker, die auf engen Raum Lösungen finden. All das ist Baka sicherlich nicht.
ABER: Mittlerweile ist es wohl grundsätzlich anerkannt, dass Bakas Workrate gegen den Ball ein Bonus gegenüber vielen seiner Kollegen ist – wenngleich auch hier sein Spielverständnis und Anlaufverhalten hier und da mal nicht passt, er dieses allerdings wiederum durch seinen Speed meist wieder wett macht. Dazu kommt – und auch das ist nicht wegzudiskutieren – dass Baka nach Benes und Bobby Glatzel den höchsten offensiven Output aller Spieler hat. Natürlich verzweifle auch ich häufig an seinen Ungenauigkeiten und noch viel mehr an seiner Entscheidungsfindung oder seiner 1v1 – Schwäche. Aber dennoch kann er auch gegen tiefe Gegner ein Faktor sein.
Gegen Führt konnte man erkennen, wie: Proaktive Tiefenläufe aus der (möglichst minimalen) Breite beginnend in die Schnittstelle zwischen AV und IV, wenn im Halbraum ein 8er/10er mit offenen Fuß den Ball am Fuß hat. Hier hat mich Baka übrigens sogar überrascht gegen Führt. Meist ist er hier im Timing Off – oder verweigert diese proaktiven Läufe. Gegen Führt jedoch kam der HSV auch durch Jatta auf diese Art zu Durchbrüchen. Kam darüber hinaus nicht auch sein Kopfball vom langen Pfosten, Bene? Ich gucke das Spiel gleich erst im Re-Live. 😉
Bene: Ja, in der 53. Minute spielte Muheim eine seiner typischen Halbraumflanken von links, die erst kommt, weil Jatta den proaktiven Lauf aus tieferer Positionierung im rechten Halbfeld macht. Dadurch dass er in die bestehende Strafraumbesetzung dynamisch hineinläuft, fehlt Jatta somit der Gegenspieler und er kann relativ ungestört zum Kopfball ansetzten. Leider kriegt er nicht die notwendige Kraft und Präzision hinter den Ball, wodurch er erst auf den Boden und dann an den Pfosten klatscht. Ansonsten muss ich dem Obigen eigentlich keine Details hinzufügen. Ich bin auch nicht fanatisch nach dem Spiel von Jatta, aber letztlich ist er trotzdem in der Lage dazu mit seinen Fähigkeiten für Gefahr zu sorgen. Mit seinen technischen Schwächen spielt er aber natürlich auch eine Rolle, wenn es um die schlechte Chancenverwertung der Mannschaft geht. Somit bin ich auch ein Freund davon ihm einen sehr offensiven und technisch stärkeren 8er an die Seite zu stellen, so wie es mit Pherai diese Saison auch geschieht. Allerdings muss man dann nicht mehr unbedingt mit einem klaren Rechtsverteidiger spielen. Somit ist die Lösung wie zuletzt für mich auch ein ansprechender. Auf Sicht würde ich mir aber auch ein anderes Spielerprofil wünschen für die Rolle des offensiven Rechtsaußen.
Moin, erst einmal Glückwunsch für das tolle Format. Es ist eine Freude, hier zu lesen.
Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass Raab nicht zur Stabilität unserer Abwehr beiträgt. Er wirkt für mich oftmals wie ein Zappelphilipp, der die anderen verunsichert. Gerade in der Anfangsphase war es für mich deutlich zu sehen.
Ich würde HF präferieren.
Moin zurück und danke! 🙂
Da ich hier prinzipiell eigentlich anderer Meinung bin, würde ich dich gerne bitten, das ein wenig konkreter zu benennen. Welche Szenen meinst du? In welchem Bereich des Spiels?
Grundsätzlich sehe ich MR insbesondere in der Zielverteidigung DHF gegenüber überlegen – also auf der Linie. Auch im 1v1 hat er mich positiv überrascht – mit guten Reflexen und Winkelspiel – sodass er auch dort DHF nicht (mehr?!) unterlegen ist. Sein Spiel mit dem Ball ist zusätzlich auch sehr gut geworden – hier DHF, ggf. auch durch die Spielpraxis vielleicht noch einen tick besser, jedoch spielt gerade dieser Faktor unter Baumgart (leider) nicht mehr soooo einen großen Faktor.
Die Chipbälle von Raab auf die 8ter oder die AV sind dennoch gut und auch sein flaches Passspiel ist auf hohem Niveau.
Was die beiden aber grundsätzlich entscheidet – und hier könnte ggf. dein Eindruck entstanden sein – ist die Raumverteidigung bei hohen Bällen. Hier ist Raab für mich deutlich aggressiver – versucht mehr Bälle zu klären oder abzufangen. Das bietet einen enormen Benefit, kann jedoch, wenn das Timing nicht stimmt, wild aussehen.
Aber genau das sollte durch mehr Spielzeit (noch) besser werden, sodass hier lediglich der Benefit bleiben sollte… Abstimmungsprobleme, wie in den ersten 1-2 Spielen mit Raab sind aus meiner Sicht bereits jetzt nicht mehr zu sehen.
Die beiden sind dennoch sehr eng beisammen. DHF war dafür ein anerkannter Lautsprecher in der Mannschaft. All das sind auch Dinge, die den Wechsel fragwürdig erschienen ließen. Nach dem Leistungsprinzip aber aus meiner bescheidenen Sicht dennoch verständlich machen.
Vielen Dank für die Erläuterung.
Raab hatte zunächst einen etwas verunglückten Pass auf – ich glaube- Reis. Fußballerisch kommt er an HF sicher nicht vorbei.
Mir geht es aber um etwas anderes. Die gesamte Körpersprache wirkt auf mich etwas hektisch. Das ist eine Gesamteinschätzung und lässt sich nicht auf eine spezielle Szene reduzieren.
In meiner aktiven Zeit habe ich mich vor einem Torwart, der Souveränität ausstrahlt, jedenfalls immer wohler gefühlt.
Raab heute ohne Fehl und Tadel. Dazu mit guter Körpersprache.
Wahrscheinlich hat er hier mitgelesen… )))
Schade. Gegen Magdeburg hat er meine erste Einschätzung leider bestätigt. Das erinnert mich an die Gerry Ehrmann Schule in seiner Zeit bei Lautern. Voller Einsatz ohne Rücksicht auf Verluste….Souveränität sieht anders aus.