Rautenball EM-Preview: Gruppe E

17.6, 18 Uhr Rumänien – Ukraine in München

17.6, 18 Uhr Belgien – Slowakei in Frankfurt

21.6, 15 Uhr Slowakei – Ukraine in Düsseldorf

21.6 21 Uhr Belgien – Rumänien in Köln

26.6, 18 Uhr Slowakei – Rumänien in Frankfurt

26.6, 18 Uhr Ukraine – Belgien in Stuttgart

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Rumänien

Ungeschlagener Gruppensieger. 6 Siege und 4 Remis holten die Rumänen auf ihrem Weg zur Europameisterschaft in der Qualifikationsgruppe I. Man setzte sich hier auch gegen den deutschen Gruppengegner Schweiz durch. Trotz eines xGA-Wert der mit 9,3 zu fast doppelt so vielen Gegentoren hätte führen können wie es letztlich wurden (5), war besonders die Defensive ein Erfolgsgarant für Rumänien. Nur 0,5 Gegentore pro Spiel und die zweitmeisten Spiele mit weißer Weste (6) bestätigen das. Und somit sind nach dem Vorrundenaus bei der EM 2016 und der verpassten EM 2020 (ähm, 2021) die Hoffnungen groß. Doch was kann man von Edward Iordanescu und seiner Mannschaft erwarten?

Kader & Formation

Trainer Edward Iordanescu setzt mit seiner Mannschaft auf verschiedene Varianten des 4-3-3 in der Grundformation. Der Kern dieser Mannschaft sollte gesetzt sein, sodass es wahrscheinlich nicht allzu viele Änderungen vor dem Turnierstart geben wird. Im Tor spielt nicht Oblak-Ersatz Horatiu Moldovan von Atletico Madrid, sondern doch eher der Routinier Florin Nita (Gaziantep). In der Innenverteidigung ist wohl Rumäniens bekanntester und wertvollster Spieler gesetzt: Radu Dragusin von den Tottenham Hotspurs. Sein Partner ist wahrscheinlich Adrian Rus (Pafos FC). Auf den Außenverteidigerpositionen sind die Rollen auch klar verteilt. Rechts startet Andrei Ratiu (Rayo Vallecano) und links Nicosor Bancu (CS Craiova).

Auf der 6er-Position fällt die Wahl wohl auf Marius Marin (Pisa SC) und Razvan Marin (FC Empoli). Auf der 10 spielt Kapitän Nicolae Stanciu (Damac FC).

Auf den Flügeln gibt es durchaus Rotation bei den Rumänen. Aktuell sieht es so aus, als würde die Flügelzange vom FC Parma den Vorzug bekommen. Dennis Man und Valentin Mihaila scheinen die Nase vorn zu haben. Florinel Coman (FCSB) ist auch eine Option.

Im Sturm fällt die Wahl wohl auf Dennis Dragus (Gaziantep).

Spiel mit dem Ball

1,3 xG pro Spiel scheinen etwas wenig für einen Tabellenersten in der Qualifikation. Aber die Zahl alleine verrät noch nicht viel über das Spiel der Rumänen.

Es gilt nämlich eine gewisse Vorsicht mit dem Ball. Das zeigt sich in ihrem Spiel und auch in ihrer Struktur. Aufgebaut wird meist mit vier tiefen Verteidigern und Marius Marin als tiefer Sechser, der generell der Rhythmusgeber dieser Mannschaft ist. Situativ kippt auch Răzvan Marin in diese Situationen mit ab. Viel Personal in tiefen Zonen. Man könnte jetzt mutmaßen, dass dahinter eine spielerische Idee steckt, aber es ist dann doch wahrscheinlicher, dass die Rumänen auch im Spiel mit Ball primär an die eigene Absicherung denken.

Davor roamt Stanciu in den Räumen. Die Flügelspieler stehen leicht eingerückt, und Dennis Drăguș agiert gelegentlich als Wandspieler im rumänischen System.

Die Rumänen versuchen hinten heraus nicht unbedingt flach herauszuspielen. Oft genug suchen sie den Sicherheitsball auf den Stürmer, der dann versucht, in die Tiefe zu verlängern. Klappt dies nicht, legen die Rumänen einen hohen Fokus auf zweite Bälle.

Wenn sie aber doch hinten herausspielen, passiert das oft in Form von progressivem Balltragen. Die Staffelung im eigenen Ballbesitz ist oft nicht ideal, sodass sie den Gegner durch Läufe und Dribblings vor Entscheidungen stellen wollen. Die sich öffnenden Räume möchten sie dann attackieren.

In diesen Szenen zeigt sich, dass die Rumänen durchaus den schnellsten Weg vor das gegnerische Tor bevorzugen, und der geht meist geradeaus durch das Zentrum. Gibt es Räume hinter einer hohen Kette oder im Umschaltspiel, sind die Rumänen sehr gut darin, die Tiefe des Gegners zu attackieren. Sie kommen zwar zentral nicht oft in diese Situationen, aber wenn sich eine Möglichkeit bietet, wollen sie diese sofort nutzen.

Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie aus dem Aufbau heraus irgendwann einen diagonalen Ball in die Breite spielen. Einerseits aus Mangel an Alternativen, andererseits aufgrund der Spielidee im letzten Drittel. Auf den Außenpositionen bilden sich nun konsequent Pärchen aus Flügelspieler und Außenverteidiger. Ausgespielt sind diese Situationen aber nicht immer gut. Oft resultieren sie in ungefährlichen Halbfeldflanken, die für den Gegner keine große Mühe darstellen.

Das Spiel im letzten Drittel ist generell nicht von Kreativität oder Innovation geprägt. Es ist viel mehr ideenlos, oft auf die Hoffnung gesetzt, dass vielleicht mal ein Ball durchrutscht.

Das zeigt sich auch in Abschlusssituationen vor der Abwehr. Haben die Rumänen eine Chance auf einen Abschluss, dann wird meistens aus allen Lagen geschossen. Bei Abprallern oder sonstigen Gelegenheiten sind die Rumänen dann hellwach und nutzen ihre Chancen.

Spiel gegen den Ball

Wie bereits angedeutet, liegt der höhere Fokus im rumänischen Spiel auf ihrer Defensive. „Hinten die Null halten und vorne einmal Glück haben“ könnte ihr Motto vor und während dieser EM werden.

Die Null halten wollen die Rumänen über viel Variation ihres 4-5-1-Blocks. Dieser fällt gegen stark überlegene Gegner auch tief zurück, aber Iordanescu möchte viel lieber den Gegner früh unter Druck setzen und schon in der gegnerischen Hälfte die Umschaltbewegung beginnen.

Die Unterzahl in der ersten Linie wird von den Rumänen in Kauf genommen. Man möchte zwar aggressiv sein, aber nicht zu jedem Preis. Auf den ersten Blick bieten die Rumänen speziell im Zwischenraum der beiden Ketten durchaus Räume an, doch die gute horizontale Staffelung der offensiven Viererkette macht ein vertikales Spiel dort hinein fast unmöglich. Der Gegner ist also gezwungen, das Spiel früher oder später über den Halbraum oder die Schiene zu suchen.

Bei einem Querpass in der letzten Linie in einer statischen Situation möchten die Rumänen zuschlagen.

Stanciu schiebt in diesen Szenen oft in die erste Linie vor, Marius Marin verlässt seinen Zwischenraum, und Mihaila schiebt auf den Außenverteidiger. Aber auch Anlaufmomente aus einem 4-4-2-Block sieht man bei den Rumänen regelmäßig. Auch hier unterstützt Stanciu den Stürmer in der ersten Linie. Dahinter stehen beide Viererketten eng beieinander, und wieder muss der Gegner das Spiel über die Schiene suchen.

Speziell aus etwas weniger abgesicherten Strukturen zeigen sich nun die Probleme, die Rumänien regelmäßig im Pressing zeigt. Die Abstände zum Gegner und zu den Mitspielern werden bei falschen Pressingauslösungen und unzureichend vorbereiteten Aktionen schnell zu groß. Vor allem das Eins-gegen-Eins im Mittelfeld öffnet situativ riesige Räume vor der eigenen Viererkette. Wenn hier hohe Abstände zum Gegner hinzukommen, hat dieser genug Zeit, um durch die freien Räume in die Umschaltbewegung zu kommen.

Noch deutlicher treten diese Probleme zutage, wenn der Gegner Pressingsituationen über den Torwart auflöst. Wird dieser als zusätzlicher Feldspieler wahrgenommen und entsprechend angelaufen, spielen die Rumänen temporär in Unterzahl, mit einem Spieler weniger auf dem Feld. Nutzt der Gegner diesen freien Mann dann auch im Aufbau aus, geraten die Rumänen in solchen Situationen oft ins Hintertreffen. Die Abstandsprobleme manifestieren sich in jeder Phase des rumänischen Pressings, besonders deutlich wird diese Thematik in Gegenpressing-Momenten. Schafft es der Gegner, sich hier durch situative Überzahlen zu befreien, gerät Rumänien häufig in Schwierigkeiten bei der Rückwärtsbewegung.

Wie bereits erwähnt, beherrschen die Rumänen auch das Spiel im Low Block. Initial sieht man hier oft einen 4-5-1 Block. Es gibt jedoch noch tiefere Absicherungsvarianten: Der tiefe Sechser fällt häufig zwischen die beiden Innenverteidiger zurück, während die Flügelspieler ebenfalls oft in die letzte Linie zurück kippen. So entstehen mitunter Strukturen wie ein 6-3-1 gegen den Ball.

Durch diese vielen Bewegungen in die Tiefe müssen die Rumänen jedoch aufpassen, dass sie im Mittelfeld nicht zu passiv werden. Die Anlaufwinkel der Flügel sind nicht immer ideal und bieten häufig entweder die Breite oder direkt die Schnittstelle zwischen sich und dem Außenverteidiger an. Zudem führen diese Abkippmomente zu Verwirrung in der Zuordnung. Das Verhalten im Strafraum ist definitiv noch verbesserungsfähig.

In der Rückwärtsbewegung zeigen die Rumänen jedoch über die gesamte Spieldauer hinweg eine hohe Disziplin. Sie arbeiten viel nach hinten und folgen auch bei Überspielen des Pressings konsequent in die Defensive.

Prognose

Die Rumänen präsentieren sich als ein eher unspektakuläres Fußballteam. Gegen technisch begrenzte Gegner können sie mit ihrem Pressing durchaus Nadelstiche setzen, doch bei dieser EURO dürfte das insbesondere gegen starke Mannschaften wie Belgien schwierig werden. Gegen die Ukraine und die Slowakei bestehen durchaus Chancen auf Punktegewinne. Ein Sieg könnte möglicherweise für den Einzug ins Achtelfinale ausreichen, insbesondere wenn sie durch Distanzschüsse das Glück auf ihrer Seite haben. Spätestens im Achtelfinale dürfte jedoch Endstation sein, da es an Qualität in verschiedenen Bereichen mangelt.

Ukraine

Zum vierten Mal hintereinander qualifiziert sich die Ukraine für die EM. Dabei hätten sie es als Tabellendritter ihrer Qualifikationsgruppe C hinter Italien und England fast nicht mehr geschafft. Über den Umweg der Play-offs, mit 2:1-Siegen gegen Bosnien und Herzegowina sowie Island, konnten sie sich den Traum letztlich aber doch noch erfüllen. Dass diese Nation an der EM teilnehmen kann ist nicht nur von symbolischem Wert. Auch sportlich ist der Kader bestückt mit einigen Top-Talenten. Und auch ihr Trainer Sergiy Rebrov steht durchaus für Erfolg. Seit seiner Einstellung im Sommer 2023 hat er mit seiner Mannschaft nur 2 Spiele verloren, 4 unentschieden gespielt (unteranderem gegen Deutschland) und 7 gewonnen. Und auch auf Vereinsebene schaffte er es mit dem ungarischen Verein Ferencváros bereits in die Gruppenphase der Champions League. Aber wie sieht sein taktischer Plan aus um seine Mannschaft auch bei der EM 2024 zum Erfolg zu führen?

Kader & Formation

Personell sind viele Dinge bei den Ukrainern klar. Es gibt nur wenige offene Positionen im Team von Sergij Rebrov. Eine offene Frage ist jedoch, ob die Ukraine mit einer Vierer- oder Fünferkette agieren wird. Wahrscheinlich wird dies an den jeweiligen Gegner angepasst. Gegen Belgien und andere vermeintlich überlegene Gegner dürfte die Fünferkette bevorzugt werden, während gegen Rumänien und die Slowakei eher die offensivere Viererkette zum Einsatz kommen könnte.

Im Tor wird voraussichtlich Andrij Lunin (Real Madrid) stehen, aber auch Anatoliy Trubin (Benfica Lissabon) ist eine Option.

Eine mögliche Viererkette könnte aus Yukhim Konoplya (Shakhtar Donetsk), Ilya Zabarnyi (AFC Bournemouth), Mykola Matviyenko (Shakhtar Donetsk) und Alexandr Zinchenko (FC Arsenal) bestehen. Für die zentrale Position in der Fünferkette wäre Oleksandr Svatok (SK Dnipro) eine Option, während Witalij Mykolenko (FC Everton) für die linke Seite geeignet wäre.

Im defensiven Mittelfeld ist das Duo Taras Stepanenko (Shakhtar Donetsk) und Mykola Shaparenko (Dynamo Kyiv) gesetzt. Als potenzieller Zehner in einem 4-2-3-1-System könnte Georgiy Sudakov (Shakhtar Donetsk) zum Einsatz kommen.

Auf den Außenbahnen verfügt die Ukraine über schnelle Spieler: Links Mykhaylo Mudryk (FC Chelsea) und rechts Viktor Tsygankov (FC Girona). Im Sturm deutet vieles darauf hin, dass Roman Yaremchuk (FC Valencia) die erste Wahl sein wird, wobei Artem Dovbyk (FC Girona) ebenfalls eine Option darstellt.

Spiel mit dem Ball

Die enorme Geschwindigkeit, die die Ukraine in der Offensive, vor allem bei Umschaltbewegungen, zeigen kann, ist wahrscheinlich ihre größte Stärke, um bei diesem Turnier weit zu kommen. So können sie jeden Gegner überraschen.

Je nach Grundstruktur, verändert sich auch die Struktur auf dem Platz. Mit der Fünferkette ist es ein 3-2 Aufbau, und auch ohne den zentralen Innenverteidiger füllt zwar situativ einer der Außenverteidiger auf, aber in der Regel stehen diese mindestens auf Höhe der Sechser.

Die Ukrainer bringen ein sehr variables Spiel mit in ihr Spiel, gerade die Außenverteidiger sind sehr variantenreich. Wie auch bei Arsenal löst Zinchenko als Linksverteidiger durchaus Situationen über das Mittelfeld auf. Mudryk kann zwar als Breitengeber auch einrücken, allerdings macht sein Profil die Zentrale erst möglich für Zinchenko. Schiebt Zinchecko rein, fächern auch die Innenverteidiger etwas breiter auf. Das macht es für den Gegner schwieriger die Zentrale mit ihren Schatten aus dem Spiel zu nehmen.

Auf der rechten Seite passiert ähnliches aber nicht das Gleiche. Konoplya ist in seinem Spiel viel vertikaler als noch Zinchenko. Teils findet man ihn sogar als Halbraumstürmer mit Tsygankov in der Breite des Feldes.

Konnte die erste Linie des Gegners überspielt werden, suchen die Ukrainer sofort die Tiefe. Das Einschieben von Konoplya dient auch dazu, Tsygankov auf der rechten Seite isoliert in Szene zu setzen. Wenn es gelingt, den Außenverteidiger auszuspielen, wird es schnell gefährlich für den Gegner.

Diese Spielzüge sind typisch für die Ukrainer im letzten Drittel. Häufig versuchen sie, den Außenspieler in ein 1-gegen-1 zu bringen. In der Offensive verlassen sie sich stark auf die Klasse von Tsygankov und Mudryk.

Die Ukrainer können auch durch das Einschieben der Flügel Isolationsmomente schaffen. Wenn Mudryk diagonal in den Halbraum startet, öffnet das Räume für Zinchenko in die Tiefe, von wo aus er zur Flanke ansetzen kann. Mit Yaremchuk haben die Ukrainer einen qualitativ hochwertigen Zielspieler zur Verfügung.

Das Spiel im letzten Drittel könnte durch einen Einsatz oder eine Einwechslung von Sudakov noch an Substanz gewinnen. Durch seine Präsenz schaffen sie es oft, den Gegner durch situatives Überladen in der Nähe des Balls in eine Unterzahl zu bringen. Er ist eigentlich im letzten Drittel unverzichtbar, besonders wenn die Ukrainer viel Ballbesitz haben.

Die größte Gefahr geht von den Ukrainern natürlich durch ihr Tempo in der Umschaltbewegung aus. Es fehlt jedoch oft die letzte Konsequenz vor dem Tor.

Wenn man die Ukraine kritisieren möchte, dann muss man klar sagen, dass sie ohne Sudakov im Ballbesitz eindimensional wirken. Die simulierten Umschaltbewegungen über Mudryk und Tsygankov bringen eine extreme Abhängigkeit mit sich. Haben sie einen schlechten Tag oder werden gut verteidigt, dann kommt das ukrainische Spiel ins Stocken. Nur 7 Tore aus dem Spiel heraus konnte die Ukraine in der Qualifikation erzielen. Das zeigt deutliche Probleme, insbesondere gegen tief stehende Gegner.

Spiel gegen den Ball

Tief stehen, Tore verhindern und idealerweise direkt in die Umschaltbewegung kommen – das ist die Spielweise, die sich Rebrov für die Ukrainer vorstellt. So hätten sie auch fast den Deutschen vor ihrem Turnier noch einmal die Stimmung verderben können.

Gegen stärkere Mannschaften setzt die Ukraine auf ein 5-4-1 Low Block. Hohes Pressing kommt bei der ukrainischen Mannschaft zwar durchaus mal vor, es ist jedoch eine Seltenheit.

Das 5-4-1 wird von den Ukrainern oft aus einer Raumverteidigung heraus gespielt. Speziell die Mittelfeldlinie hält hier oft eher die Struktur, anstatt Gegner im Zwischenraum zu decken. Dies wird bei den Ukrainern eher durch ein Anspringen der Innenverteidiger aufgefangen. Der Zwischenraum ist oft auch nicht extrem kompakt gehalten, sodass es für den Gegner bei Überladungen durchaus Möglichkeiten gibt, diesen zu bespielen.

Auch das Defensivverhalten von Mudryk und Tsygankov ist oft nicht ideal. Sie halten meist nur die Struktur, ohne den Gegner extrem aktiv zu bearbeiten.

Kompaktheit ist wahrscheinlich der größte Schwachpunkt im ukrainischen Defensivspiel. Wenn Mudryk und Tsygankov nicht im Spiel sind, müssen Stepanenko und Shaparenko die gesamte Breite des Feldes abdecken sowie eine enge Paarung vor der Abwehr bilden. Dadurch ergibt sich situativ für den Gegner die Chance, direkt in die Tiefe zu stechen, insbesondere wenn die Fünferkette der Ukraine nicht aufmerksam genug auf Passwege reagiert.

Das Team ist oft kompakter beim Verschieben auf die Seitenlinie. Wenn das Spiel auf die Seitenlinie gedrängt wird, ist der ballführende Spieler und der mögliche Bespielraum oft gut abgedeckt, was zu vielen Ballgewinnen führen kann.

Ein weiterer Vorteil der Ballgewinne außen ist, dass man oft direkt Mudryk oder Tsygankov in die Tiefe schicken kann.

Schafft es der Gegner, sich aus der Umklammerung zu lösen, agieren die Ukrainer in der Folge sehr konservativ. Sie versuchen, das gegnerische Spiel möglichst zu verzögern, damit sich der Block im besten Fall wieder vor der Abwehr formieren kann.

Die Boxverteidigung hat hier oberste Priorität. Oft gewähren die Ukrainer dem Gegner viele Freiheiten vor dem Strafraum, was zu zahlreichen Möglichkeiten für Distanzabschlüsse führt. Mit Lunin oder Trubin haben die Ukrainer jedoch zwei exzellente Torhüter zwischen den Pfosten.

Prognose

Die Ukraine hat das Potenzial für die größte Überraschung des Turniers, könnte aber genauso gut maßlos enttäuschen. Dass sie gegen große Nationen Nadelstiche setzen kann, zeigte sich im Testspiel gegen Deutschland. Mit mehr Konsequenz vor dem Tor könnte sie den Favoriten sicherlich in Bedrängnis bringen. Aber das Spiel gegen tief stehende Gegner hängt zu stark von der Leistung der Flügelzange ab. Funktioniert diese nicht, ist die Mannschaft extrem harmlos. Spiele gegen Rumänien und die Slowakei könnten für den Zuschauer zu gruseligen 90 Minuten vor dem Fernseher werden. Schafft sie es jedoch ins Achtelfinale, haben Spiele mit Beteiligung der ukrainischen Nationalmannschaft absolutes Überraschungspotenzial.

Belgien

Qualifizieren konnten sich die Belgier als Gruppenerster vor Österreich. Das schafften sie beeindruckend mit keiner einzigen Niederlage und nur 2 Unentschieden. Am Ende hatten sie ein Torverhältnis von 22-zu-4, womit sie sowohl bei Toren als auch bei Gegentoren zu den besten 3-4 Mannschaften der Qualifikation gehören. Es fällt jedoch auf, dass sie ihren xG-Wert von 12,5 um fast 10 Tore überperformten. Ist das Resultat der individuellen Qualität im Abschluss, besonders von Lukaku, ihrem mit Abstand besten Torjäger? Oder könnte da auch etwas Glück dabei sein? Zumindest Lukakus xGOT-Wert deutet darauf hin, dass beides einen ähnlichen Anteil hatte. Letztlich steckt Belgien als langjähriger Mitfavorit bei internationalen Wertbewerben in einem kleinen Übergang von der goldenen Generation zu einer kleinen Ansammlung von jungen und ähnlich talentierten Spielern. Und auch ihr Trainer, Domenico Tedesco, wird besonders in Deutschland vielen als interessanter Taktiker bekannt sein. Also was hat er mit den talentierten Belgiern während der EM vor?

Kader & Formation

Es gibt Verletzungssorgen bei der Mannschaft von Domenico Tedesco. Das verfügbare Personal in der Verteidigung wird von Tag zu Tag dünner. Arthur Theate (Stade Rennes), Thomas Meunier (Trabzonspor), Axel Witsel (Atletico Madrid) und auch Jan Vertonghen (RSC Anderlecht) könnten alle den EM-Auftakt gegen die Slowakei verpassen. Alles andere als ideale Voraussetzungen für die Red Devils.

Im Tor ist Koen Casteels (VfL Wolfsburg) die neue Nummer 1 der Belgier. Courtois spielt in den Kreisen der Nationalmannschaft keine Rolle mehr.

Die übrig gebliebenen Verteidiger bilden dann die Viererkette in Tedescos 4-2-3-1-System. Timothy Castagne (FC Fulham) kann sowohl links als auch rechts spielen und wird wohl Meunier auf der rechten Seite vertreten. Zentral bilden Wout Faes (Leicester City) und Zeno Debast (RSC Anderlecht) das Paar in der Innenverteidigung. Links startet Maxim De Cuyper (FC Brugge).

Davor agiert Amadou Onana (FC Everton). Sein Partner ist entweder Orel Mangala (Olympique Lyon) oder Arthur Vermeeren (Atletico Madrid). Youri Tielemans (Aston Villa) ist ebenfalls noch nicht bei 100%.

Auf der Zehn führt kein Weg an Kevin De Bruyne (Manchester City) vorbei. Gleiches gilt auf der linken Seite für Jeremy Doku (Manchester City). Rechts hat Tedesco die Wahl zwischen Leandro Trossard (FC Arsenal) und Johan Bakayoko (PSV Eindhoven).

Vorne treibt weiterhin Romelu Lukaku (AS Rom) sein Unwesen. Lois Openda (RB Leipzig) werden wir wohl hauptsächlich von der Bank sehen.

Spiel mit dem Ball

Tedesco setzt in seinem Spiel viel auf Asymmetrien und ein variables Spiel seiner Mannschaft. Es hat viel Bewegung, gute Staffelungen und generell ein solides Konzept im Ballbesitzspiel.

Tedesco möchte mit seinen Belgiern flach hinten herausspielen, selbst wenn der Gegner presst, und dafür hat er gute Strukturen geschaffen. Die Belgier formieren sich tief in ihrer eigenen Hälfte in einem 2-4-System. Die Außenverteidiger stehen auf Höhe der Flügel, Onana und Mangala leicht diagonal zueinander versetzt. De Bruyne hat eine Linie weiter vorne alle Freiheiten, die er braucht, und beide Flügelspieler pendeln viel zwischen dem Halbraum und den Seitenlinien, sind aber meist zentral zu finden.

Tedesco möchte in seinem Spiel immer die Seitenlinien als Lösung parat haben, wenn ein Spiel durch das enge Zentrum nicht möglich ist. Trossard und Doku sollen idealerweise beide Außenverteidiger binden, sodass die gegnerische Defensivkette so wenig breit wie möglich agieren kann.

Es gibt jedoch auch einen Plan C. Je nach Situation können die Außenverteidiger auch zurückfallen und einen breiten Flügelspieler vor sich haben. Hier kommt Kevin de Bruyne ins Spiel. Er findet diese Räume ständig, und durch Lukakus Fähigkeit, meist mehr als einen Verteidiger zu binden, kann KDB oft ohne Gegnerdruck agieren und die Umschaltbewegung starten.

Wenn sich das belgische Spiel nun auf eine Seite schiebt, entsteht durch die vielen Zentralspieler automatisch eine ballnahe Überladung. Einer der Sechser, KDB und der invertierte Flügel finden sich oft in engem Raum im erweiterten Mittelfeld. Lukaku verschafft auch hier durch sein Halten der Verteidiger den nötigen Raum für die Mitspieler. Gleichzeitig rückt Jeremy Doku mehr in die Zentrale und bietet einen Tiefenlauf an, ähnlich wie Lukaku. Gegen eine Viererkette ist nun praktisch jeder Verteidiger gebunden, während gegen eine Fünferkette Doku durch seine Präsenz und Tempo im besten Fall sogar zwei Verteidiger aus dem Spiel nehmen kann. Dies geschieht nicht nur, um die Tiefe zu attackieren, was Belgien gerne und effektiv tut, sondern auch, um erfolgreich die ballferne Seite für den schon weit aufgerückten Außenverteidiger zu öffnen. In dieser Szene nimmt De Cuyper das Tempo auf und sucht dann Zielspieler Lukaku.

Ein anderer Ansatz ist das Isolieren der Flügelspieler. Doku, Trossard und Bakayoko haben in diesen Szenen eine immense Qualität, die sie für die Red Devils auf den Platz bringen können. In manchen Situationen machen sie den Unterschied für die Belgier aus.

Das gilt auch im belgischen Umschaltspiel. Mit Lukaku als Wand- und Zielspieler haben sie jemanden vorne, der Bälle festmachen kann wie kaum ein anderer in diesem Turnier. In den meisten Fällen ist es dann Kevin de Bruyne, der das Gaspedal in der Transition drückt. De Bruyne liefert mit seinen Steckpässen fast immer perfekte Vorlagen. Belgien ist hier äußerst gefährlich.

Spiel gegen den Ball

Ein Vorteil des belgischen Spiels mit Ballbesitz ist, dass nicht viel Personal in hohen Zonen benötigt wird, um gefährlich zu sein. Die Präsenz von Lukaku und die Qualität der restlichen Offensive reichen aus, um hier Gefahr auszustrahlen.

Belgien verteidigt in einem 4-1-4-1-Midblock. Die Mannschaft ist dabei extrem kompakt, besonders zwischen den Linien lässt sie auf den ersten Blick kaum etwas zu. Die Mittelfeldlinie steht oft sehr eng beisammen, was dem Gegner in den tieferen Breiten jedoch mögliche Optionen eröffnen kann. Tedesco nimmt dies in Kauf, um das Zentrum kompakt zu halten.

Wenn die Belgier Druck in der ersten Linie erzeugen wollen, schiebt meistens De Bruyne neben Lukaku. Onana füllt dann die Lücken im Mittelfeld auf. Dieses räumliche Durchschieben ist oft zu sehen und fast schon ein Stilmittel der Tedesco-Defensive.

Die Kompaktheit im belgischen Defensivkonstrukt hängt vor allem von den beiden zentralen Mittelfeldspielern ab. Haben sie Probleme im Timing, öffnet sich der Raum in ihrem Rücken, der den Gegner zum Bespielen einladen könnte. Die Belgier sind in diesen Momenten jedoch wahnsinnig gut in ihrem Timing im Vorrücken. Auch schieben die Innenverteidiger konsequent auf einen frei gewordenen Zwischenlinienspieler zu. Dadurch erschweren sie es dem Gegner durch gute Defensivarbeit, sauber hinten heraus zu spielen. Allerdings ist der Raum hinter Onana und Mangala wahrscheinlich der Weg zum Erfolg gegen Belgien.

Wie gut sie dieses Springen und Durchschieben beherrschen, zeigen auch Szenen, in denen der Gegner den einfachen Weg über die Seitenlinie wählt. Selbst wenn sie Trossard auf dem falschen Fuß erwischen, sind Castagne und Co. in ihrer Antizipation gut genug, um das aufzufangen. Der Rest des Blocks schiebt dann weiter zu. Das Fenster, um aus diesen Szenen effektiv in die Tiefe zu gelangen, ist klein, aber es existiert trotzdem.

Verwundbar sind die Belgier auch, trotz der guten Restverteidigung, bei Gegenstößen auf der Seite des offensiven Verteidigers. Ist die Positionierung von Mangala hier nicht ideal, kann der Gegner die Seitenlinie für sein Umschaltspiel nutzen. Wenn es gelingt, die belgischen Innenverteidiger und vor allem das wahrscheinlich nicht perfekt abgestimmte Zusammenspiel unter Druck zu setzen, sollten sich ebenfalls Chancen für den Gegner ergeben.

Prognose

Wie akut die Personalprobleme nun wirklich sind, wird Rumänien wahrscheinlich nicht unbedingt testen. Gegen die Ukraine könnte es jedoch gerade im Umschaltspiel mächtig unangenehm für die Belgier werden. Wenn die Abstimmung hier nicht stimmt, was bei der ganzen Rotation nicht undenkbar ist, können die Ukrainer mit ihrem brillanten Umschaltspiel durchaus gefährlich werden.

Ins Achtelfinale sollten die Belgier aber trotzdem problemlos einziehen können. Das Gerüst, das Tedesco mit den Belgiern aufgebaut hat, ist grundsolide. In der wohl schwächsten Gruppe dieses Turniers wird lange nicht klar sein, wozu Belgien in der Lage ist. Es wird jedoch mehr sein, als man Belgien zutraut.

Slowakei

Als zweiter hinter Portugal qualifiziert mit 7 Siegen, 1 Unentschieden und 2 Niederlagen (beide gegen den Erstplatzierten). In Gefahr war ihre Qualifikation wohl nie wirklich, denn mit 5 Punkten Abstand konnte nur Luxemburg einigermaßen nah an sie rankommen. Und somit war es letztlich wohl auch nicht die schwierigste Gruppe. Ihr Trainer, Francesco Calzona, ist seit Juli 2022 im Amt und kommt aus Italien. Trotzdem will er nicht das alte Vorurteil des Catenaccio-Trainers bedienen. Denn laut eigener Aussage, verlangt er von den Slowaken, dass sie schönen Fußball spielen und hat dies von Beginn an als ein Hauptziel ausgerufen. Selbst gegen stärkere Nationen will er mitspielen, um damit die Menschen der Nation mit Stolz zu erfüllen. Inwieweit man diesen Grundsatz tatsächlich umsetzten kann, könnte jedoch fraglich sein.

Kader & Formation

Francesco Calzona bringt seine Slowaken in einem 4-3-3 auf das Feld. Das Personal ist eingespielt, dementsprechend ändert Calzona oft nur wenige Dinge in der Startelf.

Im Tor ist Martin Dubravka (Newcastle United) immer noch die Nummer 1. Die Viererkette hat wohl die prominentesten Namen im Aufgebot. Milian Skriniar (Paris St.Germain) und David Hancko (Feyenoord Rotterdam) bilden die linke Seite der Viererkette. Rechts agiert Denis Vavro (FC Kopenhagen) zentral und Peter Pekarik (Hertha BSC) auf der Außenposition.

Zentral sind Stanislav Lobotka (SSC Napoli), Joraj Kucka (Bratislava) und Ondrej Duda Hellas Verona) gesetzt. Bei Laszlo Benes reicht unter Calzona oft nicht für die Startelf.

Die Flügelzange bilden Lukas Haraslin (Sparta Prag) und Ivan Schranz (Slavia Prag). Im Sturm agiert David Bozenik (Boavista Porto).

Spiel mit Ball

Offensiv drückt bei den Slowaken etwas der Schuh. 11,8xG in 10 Spielen lassen nicht gerade auf ein Offensivfeuerwerk hoffen. Gegen tiefe Rumänen, kompakte Belgier und umschaltorientierte Ukrainer könnten es zähe Spiele werden.

Wenn ihr schon erwartet habt, dass das slowakische Spiel mit Ball nichts ist, was man sich in seiner Freizeit gerne ein weiteres Mal anschaut, dann liegt ihr völlig richtig. Es ist eine Mischung aus fragwürdigen Entscheidungen im Aufbau und einer Vielzahl an langen Bällen, über die die Slowakei am Ende oft erfolgreich ist.

Das 4-3-3 zeigt sich auch im tiefen Aufbau vor dem Strafraum. Die Außenverteidiger stehen nur leicht versetzt, Lobotka legt seinen Anker vor der Abwehr und die beiden Achter roamen vertikal zwischen der letzten Linie und dem Raum neben Lobotka.

Wenn die Slowaken versuchen, sauber von hinten heraus zu spielen, fehlen meist schon dem abkippenden Achter sämtliche Optionen in der Struktur. Teils sind diese so isoliert, dass sie eigentlich keine sinnvolle Option außer dem Rückpass haben. Im Idealfall spielt der Aufbau im slowakischen Fußball sowieso keine Rolle. Wenn möglich, wird sofort nach der langen Option gesucht.

Die drei Offensivspieler attackieren in ihren Läufen die Räume zwischen den Verteidigern. Dabei werden sie oft vom ballfernen Achter unterstützt, der in der letzten Linie auffüllt. Der lange Ball sucht meistens den ballfernen Außenverteidiger, der aus einer tiefen Position in den Raum hineinsticht. Das Ziel ist nicht das Ausspielen der möglichen Überzahlen, sondern Flanken auf Zielspieler Bozenik. Diese sind allerdings nicht immer gut vorbereitet, sodass der Zufall öfter helfen muss, als ihnen lieb ist.

Das Ziel, dynamisch über die Außenbahn durchzubrechen und am Ende eine Flanke zu bringen, können die Slowaken auch aus der letzten Linie über eine Station im Mittelfeld vorbereiten. Bietet der Gegner den Slowaken die Breite an, wird diese oft genutzt. Meistens erreichen sie dies über den dritten Spieler (Lobotka), der regelmäßig die horizontale Option auf der Außenbahn sucht. Dort ist oft der breit herauskippende Achter angebunden, der bei tieferen Positionen des Außenverteidigers ebenfalls als Station in der Breite agieren kann.

Aber auch hier läuft am Ende wieder alles auf eine Flanke hinaus, sei es über einen Lauf und Dribbling des Außenverteidigers oder einen Tiefenlauf des Flügels.

Neben den Flanken setzen die Slowaken auch viel auf Fernschüsse in ihrem Spiel. Jeder, der sich intensiver mit Fußball beschäftigt, weiß, dass einfache Flanken und Fernschüsse nicht die wahrscheinlichsten Varianten sind, um im Fußball Tore zu erzielen.

Spiel gegen den Ball

Im Spiel gegen den Ball setzt Calzona auf eine 4-5-1 Struktur, aus der er situativ hoch pressen will. Dies ist jedoch schade, da sie im 4-5-1 normalerweise sehr kompakt stehen und wenig zulassen. Dementsprechend erschließt sich mir der Sinn hinter ihrem gelegentlichen hohen Pressing nicht.

Das Unverständnis vergrößert sich, wenn man die Abläufe beim hohen Anlaufen der Slowaken betrachtet. Es wirkt teilweise so, als gäbe es keine klaren Abläufe. Die Trigger scheinen zufällig und die dahinterliegende Strategie nicht durchdacht. Gegner, die mit dem Ball umgehen können, finden regelmäßig Lücken in der Defensive der Slowakei.

Die Idee hinter dem slowakischen Angriffspressing sind wahrscheinlich hohe Ballgewinne auf den Außenbahnen des Gegners. Anders lässt sich das teils übertriebene und ungeordnete Zuschieben des Raumes nicht erklären. Teilweise laufen zwei Spieler denselben Mann an und lassen dahinter riesige Lücken. Ein anderes Bild zeigt sich in der Passivität im Pressing auf der anderen Spielfeldseite. Man kann hier wirklich vieles kritisieren.

Die Abwehrkette hält sich aus den Pressingmomenten meist komplett heraus. Sie verteidigt selten vorwärts und sichert die Tiefe der slowakischen Defensive ab. Die hohe Qualität speziell von Skriniar und Hancko fängt in vielen Momenten noch vieles ab, was im Pressing schiefgeht.

Im tiefen oder mittleren Block sind die Slowaken besser organisiert. Sie agieren hier sehr bedacht und abwartend, fast um 180 Grad im Vergleich zu ihrem konfusen Angriffspressing. Speziell Lobotka macht hier einen guten Job und kann im Zwischenraum wirklich viel abdecken. Allerdings schleicht sich auch hier oft passives Verhalten in die slowakische Defensive ein. Überlädt der Gegner ballnah, wird darauf oft erst viel zu spät reagiert. Es wirkt alles ein wenig so, als würde sich keiner wirklich verantwortlich fühlen.

Dies führt auch dazu, dass die Slowaken in manchen Szenen etwas zu viel hinterherrennen und dadurch weitere Lücken aufmachen.

Prognose

Mit 12,3xGA in 10 Spielen haben die Slowaken einen höheren Wert als Kasachstan. Das ist für eine EURO viel zu wenig. Dummerweise spielt man aber oft bei einer Endrunde gegen die besten Teams Europas, die solche Schwächen oft besser ausnutzen können als gewisse Teams in der Qualifikation.

In dieser Hinsicht ist die slowakische Gruppe E eine Art Traumlos. Die Ukraine und Rumänien zeichnen sich beide nicht durch ein progressives Spiel durch die Zentrale aus, sodass man hier vielleicht mit einem blauen Auge davonkommen kann. Im Gesamtbild gehört die Slowakei aber individuell und taktisch wohl zu einer der schwächeren Mannschaften dieses Turniers. Ein Achtelfinale würde sicherlich eine gehörige Portion Glück erfordern.

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