Preview – 20. Spieltag gegen Hannover 96

Trainer: André Breitenreiter

Spielweise: Vertikal und Intensiv

Stärken: Wechselbewegungen und Intensität

Player to watch: Enzo Leopold

Schlüsselduell: Enzo Leopold vs. Marco Richter

Gelbsperre: Jessic Ngankam

Einsatz unsicher: Phil Neumann, Fabian Kunze, Sei Muroya

Bilanz gegen den HSV: 32 Siege – 23 Unentschieden – 49 Niederlagen

Allgemeines

Bei Hannover 96 gab es zur Winterpause einen Trainerwechsel. Der von vielen für offensiv ideenlos erklärte Stefan Leitl wird nach 2,5 Jahren im Amt durch André Breitenreiter ersetzt. Er ist auch nicht zum ersten Mal Trainer dieses Vereins. Schon 2017 führte er sie ab April in die 1. Liga wurde nach fast 2 Jahren in der Wiederabstiegssaison aber entlassen. Nun soll er es auf ein Neues versuchen und wieder mehr Offensivdrang in das Spiel der Niedersachsen bringen, ohne dabei die Defensive aus den Augen zu verlieren. Neue Offensivkräfte wurden ihm dafür zwar noch nicht geholt, dafür aber zwei Verstärkungen für die Defensive. Boris Tomiak kam aus Kaiserslautern und Kenneth Schmidt wurde aus Freiburg geliehen. Obwohl Schmidt noch keine Spielzeit bekommen hat, ist vorstellbar dass sich dies gegen den HSV ändert, sollte Tomiak auf die schwächer besetzte 6er-Position gehen und somit einen Platz in der Dreierkette öffnen. Sicher ist jedoch dass der gelbgesperrte Ngankam nicht spielen darf und wahrscheinlich durch einen von Nielsen oder Voglsammer ersetzt wird.

Spiel mit dem Ball

Zuletzt spielten sie in einer 3-4-3-Grundformation mit zwei Stürmern, einem Halbraum-10er links und einem offensiven 8er rechts. Damit werden die Flügel von den Außenverteidigern besetzt und es entsteht am Ball ein 3-1-4-2. Im Aufbau öffnet diese Struktur den Halbraum vor den Halbverteidigern, die direkt in die Offensive spielen können. Werden die Passwege zugestellt, besteht theoretisch die Option über den 6er zentral hinter das Pressing zu kommen, aber die fehlende Qualität dort erlaubt das häufig nicht. Somit bleibt die progressive Verantwortung hauptsächlich bei den Halbverteidigern, die dafür die Qualität haben und aus der Offensive mit guter Dynamik unterstützt werden. Die offensiven Halbraumspieler stehen hoch, um die gegnerische Kette zu binden und Platz im Zwischenraum zu schaffen. In diesen können die vier zentralen Offensivspieler dynamisch abfallen, um über vertikale Wechselbewegungen in die Tiefe zu kommen. Die Außenverteidiger stehen meistens sehr hoch und besonders Muroya wird eher in höheren Zonen relevant.

Spielweise

Was sich schon im Aufbau andeutet, bestätigt sich auch in höheren Zonen: Vertikalität hat bei Hannover Priorität. Sie suchen somit immer wieder direkte Lösungen um durchzubrechen. Dabei ist besonders Leopold sehr gut darin zwischen den Ketten Raum zu finden der durch das hohe Binden des gegnerischen Außenverteidigers von Muroya entsteht. Und auch die regelmäßigen Wechselbewegungen von Ngankam und Tresoldi mit zusätzlichem Tiefenlauf von Leopold öffnet Raum vor der Kette und Tiefe dahinter. Das Ngankam ausfällt ist also gut für den HSV. Zudem schaffen Neumann, Leopold und Muroya gute Dynamiken aus der Breite. Leopolds Rauskippen, Muroyas diagonale Läufe auf die Kette und Neumanns Überlaufen sind hier vielversprechende Elemente, um vom Flügel in den Zwischenraum oder hinter die Kette zu kommen. Ähnliche Abläufe sind auch links zu erahnen, werden von Rochelt und Wdowik in der Raumfindung und den Läufen aber nicht so gut umgesetzt.

Spiel gegen den Ball

Schon unter Leitl hatten sie den niedrigsten PPDA-Wert der Liga und somit die höchste Intensität im Angriffspressing. Das scheint sich auch unter Breitenreiter nicht zu ändern. Im Gegenteil, die Intensität ist in den ersten zwei Rückenrundenspielen sogar wieder angestiegen (6 und 10,1). Und auch hier wird der Verlust von Ngankam relevant sein, der immer mit viel Intensität gegen den Ball arbeitet. Das Anlaufen geschieht strukturell aus einem 5-3-2 mit klarer Mann-zu-Mann Orientierung, wobei sich der 6er darin gerne sehr hoch beim gegnerischen 6er steht und damit auch vor den eigenen 8/10ern positioniert ist. Somit wird der Raum vor der eigenen Kette eigentlich vollkommen dem Springen der Innenverteidigern überlassen. Vertikales Abkippen eines 10ers kann diesen Raum weiter öffnen und im Spiel über Dritte Tiefe schaffen. Aber auch im Anlaufen wird nicht immer ideal agiert. Besonders Rochelt läuft teils ohne Deckungsschatten zur Mitte nach außen und ermöglicht dadurch den diagonalen Pass ins Zentrum. Steht Hannover tiefer so wird die Struktur zum 5-3-2.

Schlüsselduell

Enzo Leopold vs. Marco Richter

Vieles hängt bei Hannover vom Spiel über außen und die Halbräume ab. Die rechte Seite ist dabei um einiges stärker als die linke und Leopold spielt eine wichtige Rolle dort. Er kippt raus, um diagonal in den Zwischenraum zu spielen, kann tiefer kommen, um eine Doppel-6 zu bilden und macht im letzten Drittel regelmäßig tiefe Läufe vom Halbraum in die Box. Mit seinen Aktionen setzt er nicht nur sich selbst in Szene, sondern auch die zwei Stürmer und den offensiv starken Muroya, dem der Ausfall von Muheim gut gefallen wird. Baut Hannover tief auf, wird Leopold in Richters Rücken sein, wo er ihn nur im Deckungsschatten mitverteidigt. Durch Leopolds horizontale und vertikale Dynamik darf dies jedoch nicht vernachlässigt werden. Kommt Hannover in höhere Zonen, wird Richter ihn auch direkt verteidigen müssen. Kommt Leopold hier regelmäßig im Zwischenraum oder auf dem Flügel an den Ball, wird es für die Abwehrkette und besonders den Muheim-Ersatz umso schwerer.

Unser HSV

Die Liste der Verletzten wird beim HSV immer länger und nun steht wahrscheinlich auch Selke für ein Spiel nicht zur Verfügung. Zudem gibt es durch die Gelbsperre von Muheim nominell keinen Linksverteidiger mehr im Kader.  Die naheliegendsten Alternativen wären zwei 20-jährige Rechtsverteidiger. Aber da Muheim seine Rolle sowieso sehr frei und zentrumsorientiert interpretiert, ist ein Rechtsfuß auch keine unpassende Lösung. Damit würde Hefti wohl rechts spielen. Da Mikelbrencis und Oliveira beide noch Entwicklungspotential im Defensivverhalten haben, könnte es sich anbieten gegen den Ball mit einer 5er-Kette zu spielen. Geschieht das kommt statt der üblichen Aufstellung mit zwei 10ern vielleicht ein 8er wie Reis oder Poręba dazu. Inwieweit das jedoch zur Philosophie des neuen Trainerteams passt, ist fraglich. Somit könnte es bei den angezeigten Veränderungen, mit Mikelbrencis links und Königsdörffer im Sturm, bleiben. Lediglich eine Rückkehr von Schonlau wäre noch ein Thema, aber Elfadlis weiträumiges Verteidigen könnte mit dem Ausfall von Muheim und der offensiven Stärke auf Hannovers linken Seite ein wichtiger Faktor sein.

Mit dem Ball

Gegen den Ball

Benedikt
Benedikt
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