Die X-Faktoren im Aufstiegskampf

Noch 8 nervenzerreißende Spieltage, dann wird sich zeigen welche Teams es geschafft haben den so unfassbar knappen Aufstiegskampf für sich zu entscheiden. Ich habe mir alle Teams der oberen Tabellenhälfte angeschaut und mir jeweils einen Spieler herausgepickt, der im Endspurt besonders entscheidend sein könnte.

HSV – Daniel Elfadli

Wie bei jedem Verein könnte man mehrere Spieler aussuchen, die sich als X-Faktor eignen würden. Ich habe mich für Elfadli entschieden, da die Innenverteidiger-Position beim HSV so vulnerabel ist, dass eine Verletzung (dreimal auf Holz geklopft) die Mannschaft ernsthaft ins Wanken bringen könnte. Nur die Linksverteidiger-Position wäre ähnlich anfällig.

Elfadli bringt in seiner ersten Saison für die Rothosen sehr viel Stabilität auf den Platz, sogar auf der für ihn zwar nicht komplett ungewohnten aber zumindest nicht immer favorisierten Innenverteidiger-Position. Vor allem seine Art viele Angriffe bereits in der Entstehung zu unterbinden hilft den Hamburgern immer wieder die Kontrolle zurückzuerobern.

Mit seiner resoluten Zweikampfführung verbunden mit einer hohen Workrate ist er für den HSV inzwischen unverzichtbar geworden und könnte einer der wichtigsten Eckpfeiler für die Restsaison sein.

1. FC Köln – Eric Martel

Den wertvollsten Spieler des Kölner Kaders zu nehmen ist nicht sonderlich kreativ, dessen bin ich mir bewusst. Es gibt aber einen einfachen Grund, wieso Martel nochmal wichtiger werden könnte, als er eh schon ist: Die Personallage in der Abwehr des 1. FC Köln.

Mit Gazibegovic, Killian, Pauli und Heintz fallen vier Verteidiger aus. Sollte Gerhard Struber an seiner ursprünglichen Idee festhalten und Joël Schmied als Rechtsverteidiger aufstellen wären nur noch 2 Innenverteidiger übrig mit Kapitän Timo Hübers und dem 19-jährigen Neo Telle.

Noch viel mehr als sonst schon käme es auf das defensive Zentrum an. Noch mehr Verantwortung käme auf Martel zu, dass er gar nicht erst den Druck auf die letzte Kette groß werden lassen würde. Dass er das nicht im Alleingang regeln kann ist klar, trotzdem wird er sich der Verantwortung nicht entziehen können. Und wenn es jemand in der 2. Bundesliga leisten kann dann ist es sicherlich Eric Martel.

SC Paderborn – Adriano Grimaldi

Grimaldi hat in dieser Saison bisher 734 Ligaminuten gespielt, das sind nicht mal 9 komplette Spiele. Bis zum 19. Spieltag hatte er gerade mal 4 Scorer auf der Habenseite. Spieltag 20-26: 5 Tore in 7 Spielen. Genau genommen: In 320 Minuten, also 5 Tore in nicht mal 4 Spielen.

Grimaldi wird auch in den letzten 8 Spielen nicht zum unangefochtenen Stammspieler der Paderborner mutieren aber der SCP wird seine überragende Form benötigen, um weiterhin die starken Ergebnisse der letzten Wochen aufrechterhalten zu können. Grimaldi ist mit seinen 7 Toren zusammen mit Filip Bilibija Top-Torschütze der Paderborner und hinter eben jenem Bilbija und Aaron Zehnter drittbester Scorer.

Kann Grimaldi seine Form halten hat Paderborn auf einmal eine wirklich ernstzunehmende Option für die Position des Mittelstürmers, während seine Sturmkollegen nochmal andere Profile mit einbringen können. Eine gefährliche Mischung für die Konkurrenz.

1. FC Kaiserslautern – Simon Simoni

Am vergangenen Spieltag verletzt sich Stammkeeper Julian Grahl bei einer Parade so stark am Knie, dass er nicht weitermachen konnte. Wie sich später herausstellte: Innenbandanriss im Knie. Für ihn eingewechselt wurde Simon Simoni. Ein 20-jähriger Albaner, der die Hinrunde noch beim Drittligisten in Ingolstadt verbrachte, per Leihe von Eintracht Frankfurt. In Ingolstadt war Simoni nur Nummer 2, spielte insgesamt nur ein einziges Drittligaspiel, absolvierte noch ein DFB-Pokal-Spiel (passenderweise gegen Lautern) und 2 Bayernpokal-Spiele, gegen den TSV Lohr und DJK Hain.

Simonis letztes Spiel war im Oktober 2024, jetzt soll er Julian Krahl ersetzen, der statistisch gesehen einer der stärksten Keeper der Liga gewesen ist. Zwar hat die Nummer 1 von Kaiserslautern ab und zu seine Böcke drin, war insgesamt aber einer der Hauptgründe wieso häufig enge Spiele auf die eigene Seite gezogen werden konnten.

Jetzt soll es Frankfurt-Leihgabe Simoni richten. Zwar wird ihm viel Talent nachgesagt, ohne wirkliche Einsatzzeit in den letzten Monaten wird es aber spannend zu sehen sein, ob er sein Team genauso unterstützen kann wie es Krahl über die Saison bisher getan hat.

1. FC Magdeburg – Livan Burcu

In einer Mannschaft mit vielen technisch guten Spielern könnte Livan Burcu der Spieler sein, der mit seinen starken Fähigkeiten im 1vs1 den Magdeburgern Möglichkeiten geben kann, die kein anderer Spieler bietet.

Christian Titz gibt seiner Mannschaft einen klaren Plan mit aber jeder Plan hat seine Grenzen in der Hinsicht, dass es für die letzten Prozent eben auch geniale Momente von individuellen Spielern benötigt. Und genau diese genialen Momente kann Burcu liefern. Sehr kreativ, starkes Dribbling, kann aber auch mal abtauchen, er ist halt auch erstmal nur ein Talent im ersten Zweitliga-Jahr.

5 Assists ist der Spitzenwert bei den Magdeburger, zusammen mit Mohammed El-Hankouri. Auf diese Qualität wird es auch im Endspurt ankommen, dann könnte auch nochmal der ganz große Sprung drin sein.

Hannover 96 – Jessic Ngankam

Hannover 96 ist seit 10 Ligaspielen ungeschlagen, allerdings auch nur mit 3 Siegen aus diesen 10 Spielen. Zudem erzielten sie nur 12 Tore. Und es gibt eigentlich keinen richtigen Grund auf den großen Durchbruch bei Jessic Ngankam zu setzen aber ich bin weiterhin von seinem grundsätzlichen Spielerprofil überzeugt: Wuchtiger Körpereinsatz, sehr schnell, kraftvoller Abschluss. Aber er ist nicht kaltschnäuzig genug, kommt generell nicht genügend in eigene Abschlusssituationen.

Trotzdem: Bekommt Breitenreiter eine Stürmerkonstellation zusammengestellt in der Ngankam seinen Tiefgang, seine mannschaftsdienliche Spielweise noch besser eingesetzt bekommt, kann er in der 2. Bundesliga auch schnell mal den Unterschied machen. Für die zuletzt lahmende Hannoveraner Offensive wäre das auf jeden Fall Gold wert.

1. FC Nürnberg – Stefanos Tzimas

Man kommt beim „Glubb“ nicht an Stefanos Tzimas vorbei, wenn man an die Schlüsselfiguren für den Saisonendspurt denkt. Vor allem nicht, wenn man sieht, dass nach seinen 12 Saisontoren lange nichts kommt und dann erst Julian Justvan mit 6 Toren. Auf Platz 3 im internen Nürnberg-Ranking kommt Stürmer Lukas Schleimer, mit gerade mal 4 Toren.

Will Nürnberg nochmal den großen Aufstand proben dann brauchen sie ihr Sturmjuwel in absoluter Topform. Zwar hat der Tabellen-7. viele spannende Talente, momentan aber eher wenige richtig torgefährliche. So wird sich viel auf den 19-jährigen Griechen fokussieren, der bisher aber nicht den Anschein macht unter Druck nicht klarzukommen.

Tzimas verbindet physische Präsenz mit einem nicht herausragenden aber vernünftigem Speed, sein Abschluss egal aus welcher Position ist das was ihn besonders macht. Bringt er das auf den Platz hat das Team von Miro Klose zumindest die Chance auch ganz oben anzugreifen.

Fortuna Düsseldorf – Ísak Jóhannesson

Mehr denn je wird es für die Fortuna auf ihren besten Spieler im Kader ankommen. Vor allem jetzt, da mit Haag, Sobottka, Kwarteng, Rossmann und Vermeij durch Verletzungen einiges an Qualität verloren gegangen ist.

Die Düsseldorfer kommen aus einer durchwachsenen Phase, nur ein Sieg aus den letzten 4 Spielen und der Sieg war mit dem 1:0 gegen den Tabellenletzten aus Regensburg auch eher aus der Kategorie Pflichtsieg. Trotzdem: Es zählen nur die 3 Punkte.

Die Fortunen brauchen jetzt ihren Ausnahmespieler, der das Spiel an sich reißt. Der das Team auch mal im Alleingang in Führung bringt, der im Alleingang Stabilität ins Spiel gegen den Ball bringt. Egal, ob das Team drum herum gut funktioniert. Jóhannesson hat die Qualität dies auf den Platz zu bringen und so Düsseldorf wieder in die Spur zu holen. Ansonsten könnten die Ambitionen auf ganz oben vielleicht relativ schnell dahin sein. Aber noch ist alles offen.

SV Elversberg – Fisnik Asllani

Bei keinem Team ist mir der X-Faktor so schwer in der Auswahl gefallen wie bei der SV Elversberg. Und das ist das Positive für die Saarländer: Außer Frederik Jäkel ist kein einziger Spieler verletzt, absolute Ausnahmesituation und Luxus. Kein einziger Spieler ist gesperrt. Dadurch hat man die Auswahl aus vielen sehr wichtigen Spielern: Baum, Kristof, Fellhauer, Sahin, Damar.

Für mich ist es aber Fisnik Asllani. Warum? Weil er in seinen letzten Spielen nicht mehr ganz an das rangekommen ist was er über Großteile der Saison bereits gezeigt hat.

In der Hinrunde kam der 22-jährige Kosovare auf 14 Scorer (10 Tore + 4 Assists), in der Rückrunde steht er in 8 Rückrundenspielen bei gerade mal 3 Scorern (2 Tore + 1 Assist). Seit 4 Spielen wartet der Mittelstürmer inzwischen auf eine Torbeteiligung. Dass er eine deutlich bessere Quote in der 2. Bundesliga auflegen kann hat er bereits gezeigt, bei ihm ist das größte Potenzial die SV Elversberg nochmal auf ein anderes Level zu heben und für den Aufstiegskampf richtig interessant zu machen.

Auch wenn er damit gerne erst nach dem Spiel gegen den HSV am kommenden Spieltag warten darf.

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