Preview – 31. Spieltag gegen Karlsruher SC

Trainer: Christian Eichner

Spielweise: Kompakt und Vertikal

Stärken: Umschalten

Player to watch: Wanitzek

Schlüsselduell: Wanitzek vs. Mikelbrencis

Fehlende Spieler: Franke, Pfeiffer und ggf. Jung

Bilanz gegen den HSV: 20 Siege – 23 Unentschieden – 25 Niederlage

Generell

Nach einer furiosen Hinrunde folgte für die Badener eine ernüchternde Rückrunde. Das Team um Christian Eichner schaffte es nicht, die 16 Torbeteiligungen von Budu Zivzivadze aufzufangen. Das Resultat: Platz 14 in der Rückrundentabelle.

Dennoch brachten die letzten Ergebnisse wieder etwas Positives zurück nach Karlsruhe: Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen und nur ein Gegentor (per Elfmeter) können sich sehen lassen. Spielerisch war es in den vergangenen Wochen allerdings nicht immer überzeugend.

Personell fällt kurzfristig Kapitän Marcel Franke aus. Erste Wahl als Ersatz wäre Robin Bormuth. Das Mittelfeld wird wohl unverändert bleiben. Ein Startelfeinsatz von Ex-Hamburger Kaufmann oder Schleusener käme hingegen nicht überraschend.

Spiel mit Ball

Um zu erkennen, dass der KSC nicht für reinen Ballbesitzfußball steht, reicht ein Blick in die Statistiken der letzten Spiele. Im Schnitt kommt die Mannschaft auf nur 41 % Ballbesitz, und auch die niedrigen Field-Tilt-Werte lassen bereits erahnen, was den HSV am Sonntag erwarten wird.

Das neu bevorzugte 5-3-2-System von Trainer Christian Eichner zeigt sich auch im Spiel mit Ball, allerdings mit kleinen Variationen – je nach Aufbauhöhe.
Im tiefen Aufbau schiebt der zentrale Innenverteidiger der Dreierkette neben Jensen in die Mitte. Die beiden äußeren Innenverteidiger rücken leicht nach außen und bilden gemeinsam mit Torhüter Max Weiß eine sogenannte „Torwartkette“. Die Flügelverteidiger agieren im Aufbau generell sehr breit und orientieren sich in ihrer Höhe an der zweiten Aufbaulinie.

Im Halbraum variieren die beiden Achter, Wanitzek und Egloff, in ihrer Positionierung. Oft lassen sie sich bei hoher Spielstatik tiefer fallen. Besonders Wanitzek fällt durch eine sehr freie Positionsfindung auf. Das Stürmerduo agiert sehr zentral, weicht situativ aber auch in die Halbräume aus.

In höheren Zonen bleibt Franke zentral in der Dreierkette. Auch die Flügelverteidiger stehen hier auffällig tief, was dem KSC zusätzliche Stabilität in der Absicherung verleiht.

Spielweise

Der KSC durchläuft im Ballbesitzspiel über 90 Minuten hinweg mehrere Phasen. Zu Spielbeginn ist häufig ein spielerischer Ansatz von hinten heraus zu erkennen. Gerät die Mannschaft jedoch unter Druck – etwa durch hohes Pressing –, wird das Spiel ungenau und in der Folge auch ungeduldig.

Typischerweise beginnt der erste Ball im Aufbau mit einem linearen Zuspiel von Keeper Weiß auf einen der beiden zentralen Spieler, der dann auf den jeweils ballnahen, äußeren Innenverteidiger klatschen lässt. Aus diesen Zonen sucht der Innenverteidiger in der Folge primär den Achter im Halbraum. Daraus ergibt sich strukturell ein diamantähnliches Muster im Karlsruher Spiel. Allerdings gelingt es dem KSC nicht immer, diese Situationen sauber aufzulösen – technische Unsauberkeiten und eine ausbaufähige Raumfindung sind auffällig.

Gelingt es jedoch, sich gegen ein hohes Anlaufen des Gegners durchzusetzen, wird das Spiel des KSC sehr schnell vertikal. Ziel ist es, aus den überspielten Gegenspielern Kapital zu schlagen: Der ballnahe Stürmer startet sofort in die Tiefe, meist in den Halbraum. In dieser Vorwärtsbewegung schieben beide Achter mit, wohingegen die Flügelverteidiger nur selten mit in die Box stoßen.

In Ballbesitzphasen, die höher und statischer angelegt sind, wird Marvin Wanitzek zum klaren X-Faktor. Im Vergleich zu seinem Pendant Egloff auf der rechten Seite agiert Wanitzek deutlich freier in der Raumfindung. Häufig lässt er sich zentral in den Zehnerraum fallen und schafft so eine zusätzliche Anspielstation für ein mögliches Kombinationsspiel über rechts. Grundsätzlich bleiben die Prinzipien aber gleich: Der Angriff in die Tiefe bleibt zentraler Bestandteil, was Wanitzek wiederum den nötigen Raum gibt, um sich aufzudrehen oder selbst in die Tiefe weiterzuleiten. Egloff agiert in seinen Aktionen hingegen meist linear, während Wanitzek im linken Halbraum ein diagonaleres Passspiel bevorzugt.

Auffällig ist jedoch, dass der KSC im Spiel mit Ball immer wieder den Faden verliert. Steigt der gegnerische Druck, wird zunehmend auf lange, direkte Bälle aus der ersten Linie zurückgegriffen. Sollte das Sturmduo aus Conte und Farhat bestehen, ist diese Spielweise allerdings wenig erfolgversprechend. Beide sind aus meiner Sicht keine ideale Lösung für einen Pressingexit. Auch im Kampf um zweite Bälle und im möglichen Gegenpressing ist der KSC oft nicht optimal gestaffelt – schlichtweg, weil sich zu viel Personal bereits in tiefen Positionen befindet, um effektiven Druck auf den Gegner ausüben zu können.

Spiel gegen den Ball

Eine durchschnittliche PPDA von etwa 13 liefert bereits einen guten Hinweis darauf, was der KSC gegen den Ball plant. Hohes Angriffspressing ist von den Badenern eher nicht zu erwarten – stattdessen dürfte man sie auch am Sonntag in einem Mid-Low-Block im 5-3-2 oder 5-2-3-System sehen.

Im Anlaufverhalten nimmt der KSC bewusst Unterzahlsituationen in Kauf. Die beiden Stürmer agieren leicht höhenversetzt: Während einer bereit ist, aggressiv auf einen Querpass zum Innenverteidiger zu springen, positioniert der andere seinen Deckungsschatten so, dass die gegnerische Sechs aus dem Spiel genommen wird. Trifft der KSC auf einen Dreieraufbau, rücken die beiden Achter situativ eine Linie nach vorn. Auffällig ist dabei ihre oft sehr breite Positionierung – meist auf Höhe der Flügelverteidiger in der letzten Kette.

Das öffnet immer wieder Passspuren zwischen dem zentralen Sechser Jensen und den Achtern. Da Jensen häufig sehr raumorientiert agiert, schiebt dann ein Innenverteidiger situativ auf den Gegenspieler im Halbraum heraus. Wird dieser Raum hinter dem herausrückenden Innenverteidiger vom Gegner gezielt attackiert, wird es für den KSC gruppentaktisch problematisch. Innerhalb der Fünferkette wird auf das Herausrücken des Nebenmanns oft nicht konsequent reagiert – was dem Gegner zusätzliche Räume und Optionen verschafft.

Diese gruppentaktischen Schwächen ziehen sich insgesamt durch das Karlsruher Defensivspiel – besonders in der letzten Linie. Ein weiterer neuralgischer Punkt ist der Raum rund um Jensen („die Taschen“), insbesondere wenn der KSC im Midblock agiert. Jensen hält häufig stur seine zentrale Position und verpasst es in vielen Szenen, auf seinen Gegenspieler aktiv herauszuschieben. Zudem ist er kein besonders raumgreifender Sechser, was nach Ballverlusten dazu führt, dass der Gegner in eben diesen Taschen viel Raum vorfindet.

Unser HSV

In der Viererkette des HSV wird es voraussichtlich keine Veränderungen geben – schlichtweg aus Mangel an Alternativen. Auch Jonas Meffert und Ludovit Reis dürften im zentralen Mittelfeld gesetzt sein. Auf der Zehnerposition rechne ich mit Adam Karabec, da er fußballerisch das passendste Skillset mitbringt, um gegen einen tief stehenden KSC-Block gefährlich zu werden.

Auch die Außenbahnen sind fest vergeben. Im Sturm hoffe ich auf einen Startelfeinsatz von Robert Glatzel – gerade weil es gegen den KSC spielerische Lösungen braucht und weniger physische Wucht. Entscheidend wird sein, den Gegner immer wieder vor neue Entscheidungen zu stellen. Gelingt das, wird sich früher oder später eine Lücke ergeben, die der HSV bespielen kann.

Gegen den Ball dürfte sich ein hohes Anlaufen auszahlen. Ziel muss es sein, den KSC bereits früh unter Druck zu setzen und sie dadurch zu langen Bällen zu zwingen. Dies könnte der Schlüssel sein, um das Spiel am Sonntag erfolgreich zu gestalten.

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