Leihspieler-Fazit – 2024/2025

Insgesamt acht Spieler hat der HSV in dieser Saison ge- und verliehen, dabei mit mehr oder weniger wechselhaftem Erfolg. Das nahende Saisonende ist ein guter Zeitpunkt, sich die Saisons der Leihspieler noch einmal genauer anzuschauen.

Zugänge

Adam Karabec

Wahrscheinlich gibt es keinen Spieler im Kader des HSV, der auch nur annähernd so elegant mit dem Ball umgehen kann wie Adam Karabec. Seine Art, Fußball zu spielen, erinnert immer mehr an den jungen Aaron Hunt, der eine ähnliche Gelassenheit am Ball hatte und trotzdem aus dem Nichts Dynamik kreieren konnte – weniger mit der eigenen Geschwindigkeit, sondern mit dem Gefühl für Räume und Situationen.

Da noch ein ausführlicherer Beitrag zu Karabec folgen soll, spare ich mir ein abschließendes Urteil. Man kann aber festhalten, dass Karabec sich mit dieser Spielzeit endgültig im Herren- und Profifußball etabliert hat.

Adedire Mebude

„Dire“ hat seit seiner Verpflichtung per Leihe so wenig Einsatzzeit beim HSV bekommen, dass es leider nicht möglich war, einen statistischen Vergleich mit anderen Spielern dieser Liga zu ziehen. Mebude wurde im Winter vom HSV geholt, mit der Hoffnung, einen Spieler zu bekommen, der „mit seiner Explosivität und Schnelligkeit sowie seinen Stärken im Umschaltspiel und seinen Tiefenläufen“ die Ausfälle von Bakery Jatta und Fabio Baldé ein wenig kompensieren kann.

Und zumindest zu Beginn sah es nicht so schlecht aus: 4 Einsätze in den ersten 8 Spielen, davon 1 Startelf-Einsatz beim 3:0-Heimerfolg gegen Kaiserslautern. Seit dem 28. Spieltag stand er dann aber nicht mehr im Kader – schlicht, weil Baldé das Profil wieder erfüllen konnte.

Mit der Leihe von Mebude holte man einen kurzfristigen Ersatz mit Potenzial, konnte den eigenen Bedarf dann anderweitig decken und hatte mit der Leihe keine besonders hohen Kosten. Eine sportlich nicht allzu geschichtsträchtige Leihe, allerdings auch keine, die für übermäßige Kritik sorgen sollte.

Marco Richter

Ich bin nicht annähernd so kritisch, was die Zeit von Marco Richter beim HSV betrifft, wie große Teile der HSV-Fans. Ich verstehe die generelle Kritik, dass man sich technisch und im offensiven Bereich mehr von ihm erhoffte, aber am Ende hat er vor allem als Einwechselspieler und nicht müde werdender Arbeiter seinen Beitrag zum Erreichen des Saisonziels geleistet.

Unter Baumgart noch relativ viel Einsatzzeit bekommen, war er dann bei Merlin Polzin vor allem zum Saisonende nicht mehr wirklich gefragt. In den letzten 10 Spielen war er insgesamt nur noch 157 von 900 möglichen Minuten dabei. So geht Richter zurück nach Mainz, mit einem nicht unbedeutenden Anteil am Aufstieg des HSV als einer der ersten Rotationsspieler des Kaders – auch wenn die Leihe sicherlich Potenzial hatte, noch besser für alle Seiten zu laufen.

Abgänge

András Németh

3 Vorlagen in den ersten 11 Zweitliga-Einsätzen für den Aufsteiger aus Münster – mit dieser sehr ordentlichen Bilanz startete András Németh in seine Leihstation. Es sollten seine einzigen Torbeteiligungen in dieser Saison bleiben.

Németh war für Münster nicht die erhoffte Verstärkung im Sturm, weil es ihm schlicht und einfach an Torgefahr mangelte. Im spielerischen Bereich (und da lehne ich mich bewusst weit aus dem Fenster) wird es wenige Mittelstürmer in Liga 2 geben, die dasselbe Niveau wie Németh mitbringen. Er hat die Übersicht, das Passspiel und ist zwar manchmal ein wenig langsam in seinen Bewegungen, was das Abspiel verzögern kann, aber weiß seine Mitspieler einzusetzen. Allerdings fehlt ihm der Abschluss, und ganz offensichtlich auch das nötige Selbstvertrauen.

Aufgeben will ich András Németh eigentlich noch nicht – dafür ist das spielerische Profil zu spannend. Aber nächste Saison muss der Durchbruch kommen, dann vielleicht per festem Wechsel weg vom HSV.

Lucas Perrin

Lucas Perrin ist für mich die größte Enttäuschung der Saison. Nicht, weil der 26-Jährige so ein schlechter Fußballer ist, sondern ganz im Gegenteil. Perrins Qualität erkennt man schnell. Er ist ein sehr guter Zweikämpfer, er hat Konstanz in seinem Spiel, neigt nicht zu Fehlern und hat zudem eine gewisse Ausstrahlung auf dem Platz.

Aber: Der Fit passte nicht. Er kam für Baumgart-Fußball, war dafür nicht einsatzbereit, und als Baumgart ging, passte er nicht zu Polzins Idee. Also zu Cercle Brügge, dort unangefochtener Stammspieler in der ersten belgischen Liga. Doch nun muss er in die Abstiegsrunde. Je nach Ausgang wird sich vielleicht auch entscheiden, ob die Kaufoption für den Franzosen gezogen werden kann. Eine HSV-Zukunft ist allerdings so oder so nicht zu erwarten.

Gui Ramos

630 Minuten – das ist die Gesamtausbeute von Gui Ramos bei Santa Clara in der Saison 2024/2025, also alle Wettbewerbe zusammengerechnet. In 2025 stand er nur noch 172 Minuten auf dem Platz, wenigstens saß er die anderen Spiele immer auf der Bank und nicht auf der Tribüne.

Ramos konnte die Chance nicht nutzen und wird jetzt im Sommer aufpassen müssen, dass seine Karriere keinen weiteren Knick bekommt. Eine charmante Geschichte könnte eine Rückkehr zu Zweitliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld sein, doch das derzeitige HSV-Gehalt dürfte dem noch im Wege stehen.

Tom Sanne

Groß war die Empörung über den Abgang des Sturmtalents. Leihe mit Kaufoption für Hannover, die dann auch gerade mal bei 250.000 Euro gelegen haben soll. Viele HSV-Fans schüttelten vehement den Kopf, wie man mit so einem Rohdiamanten nur so schlecht umgehen könne.

Sanne konnte die von den Fans entgegengebrachten Liebesbekundungen nicht in Treibstoff für eine gute Saison umwandeln. 3 Tore in der Drittliga-Hinrunde für die Zweitvertretung der Niedersachsen, danach mit fast gar keiner Spielzeit mehr. Sannes doch sehr spezielles Profil als eigentlicher Abschlussstürmer, der aber nicht die klassische Statur eines eben jenen Abschlussspielers mit sich bringt, konnte weder in Hannover noch bei seinem zweiten Leihverein, dem FC Dordrecht, richtig genutzt werden. In Dordrecht hatte er es mit Devin Haen als Stammstürmer zu tun, einem Spieler, der mit gerade mal 20 Jahren bereits über 100 Zweitliga-Einsätze in den Niederlanden vorweisen kann. Sanne konnte so nur Minuten als Joker sammeln und wird auch nächste Saison versuchen, sich abseits vom HSV im Profifußball zu etablieren.

Anssi Suhonen

Nur ein Kurzeinsatz für die Profis des HSV in der Hinrunde dieser Saison, ansonsten Stammspieler in der Regionalliga. Mit dieser Bilanz war klar, dass es so in der Rückrunde nicht weitergehen konnte für den verletzungsgebeutelten Finnen. Suhonen ging nach Regensburg, wo er 12 Zweitliga-Einsätze absolvierte, allerdings auch ohne unumstritten zum Stammpersonal zu gehören.

Durch den Abstieg der Regensburger wird auch Suhonen im Sommer schauen müssen, wo er unterkommen kann. Ein Comeback beim HSV scheint für den Publikumsliebling momentan ausgeschlossen.

Fazit

Leihen und der HSV – das war in dieser Saison kein wirkliches Erfolgsrezept. Karabec und Richter haben ihren Anteil am Aufstieg des HSV, zu langfristigen Lösungen werden sie aber (wahrscheinlich) nicht. Lucas Perrin konnte sich abseits des HSV wieder ein wenig ins Rampenlicht spielen, ansonsten muss man konstatieren, dass praktisch alle Leih-Abgänge mehr oder weniger erfolglos geblieben sind. Hoffen wir auf ein glücklicheres Händchen von Vereins- aber auch Spielerseite für die kommenden Transferperioden.

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