Spielerprofil: Nicolai Remberg

Da ist er also, der erste Neuzugang für die anstehende Bundesliga-Saison des HSV. Nicolai Remberg heißt der 24-jährige Mittelfeldspieler, der von Holstein Kiel in den Volkspark wechselt. Alle wichtigen Infos zu Remberg jetzt hier im Spielerprofil.

Allgemein

Nationalität: Deutschland

Geburtsdatum: 19.06.2000

Position: Zentrales Mittelfeld

Größe: 1,88m

Starker Fuß: Rechts

Marktwert: 2.800.000,00€

106 Regionalliga-Spiele, 32 Zweitliga-Einsätze, 32 Bundesliga-Einsätze. Das ist die Bilanz von Nicolai Remberg im (erweiterten) Profifußball. Seinen Durchbruch schaffte er bei Preußen Münster mit denen Remberg in der Saison 2022/2023 die Meisterschaft in der Regionalliga West holte. Nach der geglückten Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die 3. Liga holte Holstein Kiel den Mittelfeldmann für eine kolportierte Ablösesumme von gerade mal 120.000€ in die 2. Bundesliga. Remberg „Rambo“ trug mit 11 Scorern in 31 Spielen maßgeblich zum Aufstieg bei und war damals bereit für den nächsten Schritt.

„Für mich ist hier in meinen fünf Jahren ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe hier in der Jugend angefangen, dann in der U23 gespielt – und jetzt stehen wir hier und sind in die 3. Liga aufgestiegen. Das ist einfach überragend. Ich habe dem Verein, den Verantwortlichen und den Fans einfach unglaublich viel zu verdanken, denn ich konnte mich hier zum Profi entwickeln und habe immer das Vertrauen gespürt. Besonders Peter Niemeyer und Sascha Hildmann haben in der ganzen Zeit immer auf mich gesetzt und meine Entwicklung dadurch erst möglich gemacht. Als Sportler will ich jetzt den nächsten Schritt gehen und habe mich deshalb für Holstein Kiel entschieden.

Nicolai Remberg über seine Zeit bei Preußen Münster
https://scpreussen-muenster.de/news/nicolai-remberg-wechselt-zu-holstein-kiel/

In der 2. Bundesliga benötigte Remberg verständlicherweise ein wenig Anlaufzeit, war aber zur Rückrunde Stammspieler des Aufsteigers. Gerade mal rund 36% der möglichen Einsatzzeit erhielt der damalige Kieler Neuzugang in der Hinrunde der Saison 2023/2024, in der Rückrunde waren es dann schon rund 68%. Remberg gewöhnte sich schnell an das Tempo der zwei Klassen höheren 2. Bundesliga, überzeugte mit seiner gewohnt rustikalen Spielweise.

„Nicolai ist ein Paradebeispiel für unseren Weg. Er ist ein junger, talentierter Spieler, der stets großen Einsatz zeigt und sich seit seinem Wechsel im Sommer 2023 hervorragend weiterentwickelt hat. Auf diese Weise ist es ihm in der vergangenen Saison gelungen, den Sprung von der Regionalliga West in die 2. Bundesliga zu meistern. Auch in der laufenden Spielzeit gehört Nicolai als zweikampfstarker, dynamischer Spieler zu den festen Konstanten unseres Bundesliga-Kaders. Wir sind überzeugt, dass seine positive Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist und sind daher sehr froh darüber, dass er auch zukünftig für Holstein Kiel auflaufen wird.“

Geschäftsführer Sport Carsten Wehlmann
https://www.holstein-kiel.de/news-profis/nicolai-remberg-bleibt-an-bord/

In der abgelaufenen Bundesliga-Saison absolvierte Remberg dann schon 2.412 Minuten, stand in 32 Spielen auf dem Platz, was angesichts zweier Gelbsperren die höchstmögliche Anzahl gewesen ist.

Im Spiel der Kieler war Remberg sowohl Teil eines Dreiermittelfelds als auch eines Mittelfeld-Duos, im Aufbau positionierten sich beide zentralen Mittelfeldspieler horizontal auf einer Linie und sehr eng beieinander, häufig wurden sie im Kieler Spiel aber mit einem langen Ball überspielt, wenn überhaupt war Rembergs Mittelfeldpartner Armin Gigovic der spielmachende Part im Kieler Aufbauspiel.

Rembergs Positionierung im Aufbauspiel von Holstein Kiel

Gegen den Ball war Remberg der 2. zentrale Mittelfeldspieler innerhalb eines 5-2-3. Auch hier positionierten sich die beiden Mittelfeldspieler sehr eng zueinander, sollten das Zentrum schließen und auf die äußeren Bereiche springen, sobald der Ball dort hingespielt wurde.

Remberg in einer Doppel-6 innerhalb eines 5-2-3

Der in Rheine in Nordrhein-Westfalen geborene Remberg war vor allem für das Spiel gegen den Ball verantwortlich, entsprechend sieht auch seine Heatmap aus der vergangenen Saison aus. Einzelne Vorstöße in das gegnerische letzte Drittel kamen dann zustande, wenn er nach Balleroberungen mit Ball am Fuß in die gegnerische Hälfte eindringen konnte. Höhere Positionierungen in der gegnerischen Hälfte bei eigenem Ballbesitz waren eigentlich nur nach langen Bällen Kiels ein Thema, damit Remberg direkt auf den 2. Ball gehen konnte.

Heatmap Nicolai Remberg aus der Saison 2024/2025

Analyse

Beobachtete Spiele

  • Holstein Kiel – Borussia Dortmund: 4:2 (90 Minuten)
  • Holstein Kiel – Borussia Mönchengladbach: 4:3 (90 Minuten)

Stärken

Sicherer Ballverteiler

Nicolai Remberg ist im Spiel mit dem Ball zwar kein Spielmacher aber dafür sehr sicher im Passspiel. Er spielt dabei keine großen Risikopässe, ist in seinem Passspiel aber so konstant, dass er keine großen Fehler macht. Laut Sofascore machte Remberg in der vergangenen Saison keinen Fehler, der zu einem Tor führte, noch nicht mal einen Fehler, der zu einem Schuss geführt hätte.

Remberg zeigt dabei häufig eine gute Vororientierung, schaut sich bereits vor der Ballannahme häufig um und ist dadurch umso sicherer in seinem Passspiel:

Auch wenn Remberg nicht der Spieler ist, der die Kontrolle im Spielaufbau übernimmt scheut er sich trotzdem nicht sich immer wieder aktiv anzubieten:

Hier noch 2 Szenen, die die Sicherheit Rembergs im eigenen Ballbesitz andeuten können:

Am Ende war Remberg für Holstein Kiel wenig ins Spiel mit Ball eingebunden, was vor allem daran lag, dass Kiel sehr vertikal spielte und wenig den „Umweg“ über das Mittelfeld wählte. So lag es nicht daran, dass Remberg nicht mit dem Ball umgehen könnte, sondern, dass Kiel wenig Wert darauf legte das Spiel zu beruhigen und über das zentrale Mittelfeld aufzubauen.

Gute Ballschlepper-Tendenzen

Durch seinen hochgewachsenen und stabilen Körperbau hat Remberg in vielen Situationen starke Ansätze als Ballschlepper, zudem bringt er eine gute Dynamik mit auf den Platz. Dies schlägt sich in seinen Statistiken nicht wirklich nieder, kann man innerhalb seines Spiels allerdings gut beobachten. Da das Kieler Spiel wie oben beschrieben viel auf Vertikalität ausgelegt gewesen ist war der erste Gedanke häufig die Tiefe per Pass zu suchen, trotzdem sollte man Remberg nicht unterschätzen, wenn es um seine Carrying-Fähigkeiten geht.

Vor allem Rembergs Wille den Ball treiben zu wollen definiert sein Spiel nach vorne. Die große Raffinesse darf man dabei nicht erwarten, Kraft und Dynamik umso mehr. Ein Element das dem Spiel des HSV allerdings auch abging.

Der HSV hat also momentan 4 (Remberg, Reis, Köngisdörffer, Pherai) zentrale Spieler, die mit ihrer Power den Ball in die Tiefe treiben können. Ein Element, das dabei helfen könnte Fehler zu minimieren, da ein größer aufgezogenes Passspiel sicherlich risikoreicher in der Bundesliga wäre. Das liegt auch daran, dass viele Teams in der Liga verstärkt auf Manndeckung setzen. In solchen Situationen braucht es mehr individuelle Lösungen, die der HSV aktuell vielleicht nicht in erster Linie über technische Brillianz, dafür aber über die physischen und dynamischen Qualitäten eines Spielers wie Remberg finden kann.

Bälle sichern

Einhergehend mit seinem körperlichen Spiel kann man sich bei Remberg darauf verlassen, dass er allein mit seiner Statur Bälle sichern wird im Mittelfeld. Schnelle Ballverluste sollte man sich generell aber gerade als Aufsteiger nicht leisten, dafür wird die individuelle Qualität nicht ausreichen, dass man dies später wird ausgleichen können.

Oft hält er allein mit seinen Armen den Gegner gut auf Distanz, kann sich dadurch Zeit erkaufen, um den Ball weiterzugeben. Zudem hat er eine gute räumliche Wahrnehmung wie er seinen Körper zu positionieren hat, dass er die Distanz teilweise vergrößern kann.

Defensives 1vs1

Trotz seiner oberflächlich betrachtet unbeweglichen Statur schafft es Nicolai Remberg gut die Balance im 1vs1 zu halten. Auch gegen kleinere und wendigere Spieler hält er immer den Kontakt zum Gegner und lässt sich selten aus dem Spiel nehmen.

Zwar kann am Ende die Flanke geschlagen werden, allerdings wird diese nur unter höchstem Gegnerdruck gespielt. Remberg ist im direkten Zweikampf proaktiv, kann aber auch auf die Bewegungen seiner Gegenspieler reagieren und lässt sich davon nicht überrumpeln.

Starkes Timing bei Grätschen

Rembergs Defensivstärke wird vor allem bei spektakulären Grätschen sichtbar. Andere Aktionen sind sicherlich genauso wertvoll für das Spiel der eigenen Mannschaft, aber am auffälligsten sind seine gut getimtem Grätschen, die teilweise selbst aus dem Vollsprint heraus sehr gut gesetzt sind.

Die Grätschen sind nicht übermäßig hart gesetzt, sondern wirken immer recht kontrolliert und vor allem auf den Ball fokussiert. So bekommt man nicht das Gefühl, dass mit den Grätschen ein größeres Risiko eingegangen werden würde.

Gegnerische Zuspiele blocken

Egal, ob Flanken, Pässe oder Schüsse: Nicolai Remberg besitzt die Fähigkeit im richtigen Moment das Zuspiel des Gegners zu blocken. Häufig hat er das passende Timing in den Block zu gehen und den Gegner entscheidend zu stören.

Auch hier zeigt Remberg ein gutes Gefühl dafür wann er proaktiv selbst in den Zweikampf geht und wann er die Aktion seines Gegners abwarten muss oder kann. Zu überhastet oder übermotiviert wirken seine Aktionen damit nicht.

Wuchtiges Kopfballspiel

Mit seinen 1,88m ist Remberg qua Körpergröße für ein gutes Kopfballspiel prädestiniert. Bei hohen Bällen lässt er sich selten aus seiner Position drängen, kann sich häufig in die bessere Ausgangslage bringen und zeigt eine hohe Konstanz im Gewinnen von Kopfballduellen. Sicherlich auch ein Aspekt wieso der HSV ihn wollte. Durch einen wahrscheinlichen Abgang von Mittelstürmer Davie Selke fehlt es dem HSV schlicht an Körpergröße auf dem Platz, was das Verteidigen von Standards nochmal schwieriger machen würde. Mit Nicolai Remberg kriegt man einen Spezialisten in dieser Disziplin dazu.

Schwächen

Fehlende Übersicht im Rücken

Spannend wird die Rolle Rembergs unter Merlin Polzin sein. Wird er bei gegnerischem Ballbesitz tiefer positioniert, um damit Stabilität herstellen zu wollen oder zieht man ihn bewusst eher ein wenig nach vorne, um seine Stärken in der Balleroberung zu maximieren?

In manchen Situationen fehlt Remberg die Übersicht was in seinem Rücken passiert. Damit lässt er manche Spieler ungedeckt aber vor allem werden häufiger Passlinien geöffnet, die es den Gegnern ermöglicht durchs Zentrum oder über die Halbräume zu spielen. Als eher tiefer positionierter Spieler könnte dies zu Problem im Defensivverbund der Hamburger führen.

Remberg ist in manchen Situationen zu sehr auf den Ball und zu wenig auf die Umgebung fixiert, was vielleicht ein wenig mehr dafür spricht, dass man ihn aggressiver nach vorne springen lassen könnte und den zentralen defensiven Raum eher von jemand anderes übernommen wird.

Teilweise wild in der Entscheidungsfindung

Als erster Gedanke ist bei Remberg häufig die Tiefe zu suchen, egal ob per langem Ball oder mit Ball am Fuß das Feld herunter. Das kann ab und zu dazu führen, dass er ein wenig kopflos wirkt, weil es nicht nach einem kontrollierten Handeln, sondern eher nach Affekt aussieht. Erstmal den Ball mitnehmen und dann überlegen was es am Ende werden soll.

Dass die vertikale Herangehensweise auch Spielweise der Kieler war sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden. Dass es diese Saison beim HSV aber auch viel darauf ankommen wird Umschaltmomente gut zu nutzen sollte man im Kopf haben, dass man mit Remberg einen Spieler bekommt, der das verinnerlicht hat aber dabei vielleicht manchmal noch ein wenig wild agiert. Das kann bei steigender Erfahrung auf Bundesliga-Niveau allerdings auch schnell positiver aussehen.

Offensiver Output und Kreativität

Offensive Akzente wird Remberg vielleicht mit seinem Kopfballspiel oder durch späte Läufe in den Strafraum setzen können. Abseits dessen wird der 24-Jährige wahrscheinlich nur für wenig Gefahr sorgen im Hamburger Offensivspiel. Im eigenen Abschluss bisher nicht wirklich in Erscheinung getreten, als Vorbereiter ebenso nicht, was vor allem an der fehlenden Kreativität aber auch an einer fehlenden Varianz in seinem Passspiel liegt.

Schaut man sich sein statistisches Profil an und nimmt dann noch den Eye-Test dazu sieht man ganz klar einen Spieler mit Fokus auf die Balleroberung, mit Ansätzen Dynamik durch das Ball schleppen zu erzeugen, allerdings keine Dynamik über das eigene Passspiel oder Dribbling. Dies müsste durch seine Teamkollegen ausgeglichen werden, genauso wie die fehlende Defensivstärke anderer von Remberg aufgefangen werden könnte.

Fazit

Durch die Verpflichtung von Nicolai Remberg erhält der HSV einen Spieler, der vor allem Physis, Dynamik und Wucht in das Spiel der Rothosen bringt. Viele Balleroberungen, viele gewonnene Zweikämpfe und vielversprechende Ansätze im Umschaltspiel sorgen dafür, dass man zurecht die Überzeugung haben kann, dass er in der richtigen Mittelfeld-Besetzung direkt von Spieltag 1 ein integraler Bestandteil der Startelf des HSV werden kann.

Zudem hat man mit Remberg einen Spieler verpflichtet, der wenig Fehler machte in seiner bisher noch recht kurzen Zeit in Liga 1 und 2, auch ein Aspekt, der nicht untergehen darf. Ein Spieler, der verlässlich seine Aufgaben erledigt, emotional seine Mitspieler und das Publikum mitreißen kann, mit 24 Jahren noch eine Menge Potenzial nach oben mitbringt und der für eine für Bundesliga-Verhältnisse moderate Ablösesumme zum HSV kommt. Zudem frühzeitig verpflichtet und damit genügend Zeit sich an das neue Team und geänderte Abläufe zu gewöhnen.

Die Vorzeichen für einen Neuzugang standen schon mal schlechter.

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