Trainer: Alexander Blessin
Spielweise: Flügelüberladungen & Wechselbewegungen
Stärken: Defensiv kompakt & stark in Duellen
Player to watch: Fujita
Schlüsselduell: Sinani vs. Elfadli
Fehlende Spieler: Nemeth, Ceesay, Mets, Irvine, Jones
Bilanz gegen den HSV: 18 Siege – 12 Remis – 37 Niederlagen

Spiel mit dem Ball
Für HSV-Fans dient der FC St. Pauli als Beispiel warum nicht jedes 5-2-3 identisch ist. Denn obwohl beide Teilnehmer vom Stadtderby mit dieser Grundformation spielen, werden die Räume unterschiedlich besetzt und Rollen anders interpretiert. St. Pauli baut im 3-2 auf, wobei der ballnahe 6er seine Höhe anpasst, um als Verbindung zur hoch stehenden Schiene zu dienen. Besonders Fujita kommt gerne tiefer um nach Ballannahme aufzudrehen. Geht er danach höher kippt der zweite Sechser Sands zur Absicherung vor die Abwehr. Die Dreiecksbildung entlang der Außenbahn ergänzt sich durch eine hängende Spitze und zwei Stürmer die die Innenverteidigung tief binden und damit Raum vor der Abwehrkette schaffen sollen. Die Doppelspitze agiert aber nicht starr im Zentrum, sondern überlädt immer wieder ballnah, besonders im Übergang vom mittleren zum letzten Drittel. Sinani schwebt dabei immer zwischen den Ketten und ist damit häufig frei anzuspielen, besonders wenn man ihn über einen Drittel findet. Im letzten Drittel geht er dann auch gerne mit einem Stürmerkollegen in die Wechselbewegung womit ein Halbverteidiger aus der Kette gezogen wird.

Spielweise
Auf diesen Strukturen aufbauend setzt St. Pauli besonders auf gruppentaktische Muster entlang der Flügel. Die Dreiecksbildungen zwischen Halbverteidiger, Sechser und Schiene dienen nicht nur als progressives Mittel, sondern auch als Ausgangspunkt für Ballgewinne im Gegenpressing. Riskante Vertikalpässe werden bewusst gespielt, weil die Spieler in engen Räumen anschließend sofort in Position sind, um verlorene Bälle zu erobern. Durch die breite Orientierung kann nach Ballverlusten diagonal in Richtung Seitenlinie attackiert werden. Im linken Halbraum ergibt sich durch Fujitas Verbindungsrolle und Wechselbewegungen zusätzliche Dynamik, während rechts stärker der direkte Weg gesucht wird. Dort wird häufiger der Pass in die Tiefe gespielt oder auch lang in die Spitze, wo Hountondji im Luftduell zumindest die Körpergröße hat um ausreichend zu stören, sodass unkontrollierter geklärt wird und Mitspieler im Nachrücken zweite Bälle gewinnen können. Damit wird deutlich, dass die Spielweise nicht allein auf kontrolliertem Durchspielen beruht, sondern in hohem Maße auf Wiederholungen und Nachrücken ausgelegt ist.

Spiel gegen den Ball
St. Pauli agiert aus einem 5-2-3. Um den Raum vor der Kette zu schließen, lässt sich der rechte Stürmer häufig tiefer fallen. So verhindert er, dass der Gegner in seinen Rücken ziehen kann, und blockiert den diagonalen Ball in den Halbraum. Zugleich schiebt Sands von der Sechs häufig raus, wodurch ein situatives 5-3-2 mit Raum in der rechten Tasche von Fujita entsteht. Genau dies ist ein interessantes Muster: sobald ein Innenverteidiger andribbelt oder ein gegnerischer Sechser mit dem Rücken zum Tor angespielt wird, schiebt Sands raus und attackiert. Dieses Herausschieben könnte vom HSV provoziert werden, um über Dritte in den Halbraum zu stoßen oder durch die weite Überladung von Sahiti auf die linke Seite eine Überzahl im Rücken vom Mittelfeldpressing zu schaffen. Im Angriffspressing wollen sie im Zentrum kompakt agieren und schieben somit die Schienen hoch nach innen. Die Sechser stehen meistens höhenversetzt und davor dienen die drei Angreifer als erste Pressingreihe. Der Ansatz zwingt den Gegner im Aufbau nach außen worauf das aggressive Durchschieben der jeweils ballnahen Schiene folgt. Die Restverteidigung könnte aber zum Problem werden.

Unser HSV
Für das Spiel gegen St. Pauli dürfte die Startaufstellung weitgehend gleich bleiben. Sahiti sollte wieder rechts spielen und könnte wie beschrieben seine technischen Fähigkeiten nutzen um links zu überladen und im Druck als Verbindung zu dienen. Philippe könnte in der zweiten Halbzeit eingewechselt werden, um mit seinem Tiefgang die Restverteidigung mehr unter Druck zu setzen. Im Sturmzentrum sollte wieder Königsdörfer starten, um trotzdem Vertikalität von Beginn im Spiel zu haben. Poulsen würde dann später für ihn reinkommen, um lange Bälle besser zu verarbeiten. Im Mittelfeld sollten Remberg und Capaldo die Duelle um zweite Bälle dominieren. Heuer Fernandes steht im Tor und Elfadli zentral in der Abwehr, da Vušković wohl noch nicht startelfreif sein wird. Auf den Halbverteidigerpositionen sollte sich auch nichts ändern. Die einzige Veränderung sollte es auf dem linken Flügel geben, da Dompé wohl wieder vollkommen genesen ist und trotz der durchaus ansprechenden Leistungen von Røssing-Lelesiit, schon nach seiner Einwechslung gegen Gladbach viel Dynamik ist Spiel bringen konnte.

