
Trainer: Paul Simonis
Spielweise: Kontrolliert aber direkt, Tiefes Verteidigen
Stärken: Umschalten, vertikale Kompaktheit
Player to watch: Amoura
Schlüsselduell: Kumbedi vs. Dompé
npxG Top-3: Amoura (1.5), Koulierakis (1.3), Pejčinović (1)
xA Top-3: Arnold (2), Mæhle (1.1), Skov Olsen (0.9)
Fehlende Spieler: Fischer, Vavro, Rogério, Paredes, Lindstrøm
Bilanz gegen HSV: 18 Siege – 15 Remis – 22 Niederlagen

Statistisches Profil

Spiel mit dem Ball
Wolfsburg agiert aus einer 4-2-3-1-Grundordnung. Der rechte Flügelspieler dient als klassischer Breitengeber. Der Zehner Eriksen positioniert sich bevorzugt in der rechten Halbspur und ist hoch positioniert, genauso wie der linke Sechser (meistens Arnold). So können sie aus der höheren Position Spieler hoch pinnen und dynamisch zur Verbindung tiefer kommen. Der oft als nominell linker Flügel aufgestellte Amoura rückt dagegen eher ein und interpretiert seine Rolle als zweiter Stürmer – er bewegt sich zwischen Breite und Halbraum und bietet Tiefenläufe oder kreative Einzelaktionen im Zwischenlinienraum an. Im Aufbau spielt Wolfsburg aus einem flachen 4-1, wobei beide Außenverteidiger nur leicht höher positioniert sind. Das deutet auf ein Lockspiel hin. So werden die ersten zwei Pässe auch so gut wie immer horizontal gespielt, um von außen, besonders über links leicht diagonal den Halbraum zu bespielen. Das Spiel in der ersten Phase durchs Zentrum ist kaum vorgesehen. Aber auch nach dem ersten Ball nach vorne ist der Sechser Souza meistens zu tief positioniert, um fürs Klatschspiel zur Verfügung zu stehen. So ist er kaum im Spiel mit Ball eingebunden. Wäre er es, sind für Wolfsburg aber durchaus bessere Anschlussoptionen denkbar. Alternativ spielen sie aber auch rechte viele lange Bälle: Wind mit Rücken zum Tor in der linken Halbspur und der rechte Offensivspieler sind hierfür die häufigsten Ziele.

Spielweise
Wolfsburgs Spielidee folgt also dem Muster: kontrollierter Aufbau, gefolgt von einem sehr direkten Übergang nach vorn. Ziel ist es, aus tieferen Ballbesitzphasen heraus schnell Tiefe zu erzeugen und diese unmittelbar zu bespielen. Der Fokus liegt dabei weniger auf langen Ballzirkulationen in der gegnerischen Hälfte als auf einem vertikalen Übergangsspiel. Besonders Amoura ist mit seinem Antritt und Tiefgang der zentrale Akteur für diese Momente. In höheren Aufbauphasen agieren die Außenverteidiger häufig recht offensiv, womit Sechser Souza auch zum Teil auf die rechte Seite in eine Dreierkette abkippt. Der Sechserraum wird dabei aber nur bedingt aufgefüllt, da das abkippen eher als situatives Lockmittel dient und damit Personal in höheren Zonen benötigt wird. Zugleich erlaubt der zusätzliche Spieler in der ersten Aufbaureihe einen klareren Weg für den Seitenwechsel hinten rum. Im letzten Drittel überladen sie nämlich gerne eine Seite, lösen den Druck durch Rückpass und Seitenwechsel auf und suchen danach die Flanke aus offener Position. In der Offensive ist es aber auch etwas unklar wer überhaupt spielen wird. Gegen einen tiefer stehenden HSV, sollte einer von Wind und Pejčinović in der Startelf stehen, aber Amoura spielt auch teils als variabel agierender Neuner. Skov Olsen scheint seinen Platz zudem an Daghim verloren zu haben, der auch mehr Dynamik und zugleich viel Defensivarbeit mitbringt.

Spiel gegen den Ball
Im höheren Pressing agiert Wolfsburg im 4-1-3-2 mit mannorientierten Elementen. Im Mittelfeldpressing geht diese Anordnung in ein 4-4-2 über, wobei Souza als Sechser leicht tiefer steht und wenig Druck nach vorn ausübt. Insgesamt bleibt das Pressing zurückhaltend, der Schwerpunkt liegt klar auf kompakter Raumverteidigung. Ihr Fokus liegt klar auf Kompaktheit, vor allem horizontal. Sie agieren bevorzugt aus einem tiefen Block, der zwar zunächst auch vertikal eng ist, dessen Abstände sich aber durch unkoordiniertes Anlaufen in der vorderen Reihe teils öffnen. Besonders im Mittelfeld wird das Nachschieben oft vernachlässigt, wodurch Räume zwischen den Linien entstehen. Das kollektive Verteidigungsverhalten ist stark auf Tiefensicherung ausgerichtet – der erste Impuls vieler Spieler ist, zurückzufallen statt Druck zu machen. Charakteristisch ist dabei das tiefe verteidigen der Flügelspieler, die ballnah teilweise sogar in die Abwehrkette ziehen. Mit viel Zentrumsorientierung in der Innenverteidigung und von den Sechsern, kann so viel Raum vor der Abwehrkette entstehen, besonders wenn auf das Abkippen des offensiven Flügelspielern nicht direkt mit dem rausschieben des Außenverteidigers verbunden ist. Zugleich entsteht auf dem Flügel schnell mal eine Unterzahlsituation, womit das rausschieben fast unmöglich wird oder schnell bestraft werden kann.

Unser HSV
Beim HSV deutet sich an, dass einige Spieler nach Verletzungspausen wieder näher an die Startelf rücken. Poulsen ist ein Kandidat dafür, Vieira ist aber noch nicht so weit. Stattdessen ist wieder mit Philippe und Königsdörffer zu rechnen. Damit hat der HSV zwei flexible Stürmer, um Wolfsburg auf beiden Flügeln defensiv vor Entscheidungen zu stellen. Durch die Schwächen in Wolfsburgs Defensivdynamik auf den Flügel, könnten aber besonders Dompé und Muheim in ihrem Zusammenspiel ein wichtiges Element sein. Eine Offensivreihe mit Dompé, Königsdörffer und Philippe erscheint am wahrscheinlichsten, weil sie Tempo und Tiefgang mit der Fähigkeit einen tieferen Gegner zu bespielen verbinden. Und da der HSV auch immer wieder durch Rhythmuswechsel zum Erfolg kommen will, ist diese Variabilität sinnvoll, um zugleich hinten raus die Option zu haben Poulsen und Vieira reinzubringen. Im Mittelfeldzentrum dürften Remberg und Sambi Lokonga wieder beginnen.
In der Dreierkette ist keine Anpassung zu erwarten: Capaldo hat zuletzt auf der rechten Halbverteidigerposition ausgeholfen, doch gegen einen Gegner mit Wandspieler Wind ist seine defensive Eignung fraglich. Vušković müsste hier eher ins Duell mit Wind gehen, wenn dieser spielt, womit Capaldo die die Tiefe verteidigen müsste. Das Elfadli auf die rechte Seite verschoben wird, scheint unwahrscheinlich. Ebenso sollte Torunarigha wieder auf der Bank Platz nehmen. Mit Ball spricht zudem einiges für Capaldo, da Wolfsburgs passive Verteidigung ihm Raum für Vorstöße ins Mittelfeld lässt. Der Einsatz von Gocholeishvili ist noch nicht vollkommen sicher, aber wahrscheinlich. Kann er sich an seine Maske noch nicht gewöhnen, wird wieder Mikelbrencis auflaufen. Dann könnte das Duell mit Amoura spannend werden, wobei William die Fünferkette defensiv hilft.

