
Trainer: Lukas Kwasniok
Spielweise: Flügelüberladungen, vertikale Angriffe
Stärken: Halbraumrotation links, zweite Bälle
Player to watch: Said El Mala
Schlüsselduell: Özkacar vs. Vieira
npxG Top-3: Kamiński (2.2), El Mala (1.6), Thielmann (1.4)
xA Top-3: Bütler (1.2), Kamiński (1.1), Jóhannesson (1.1)
Fehlende Spieler: van den Berg, Hübers, Kilian, Thielmann
Bilanz gegen HSV: 37 Siege – 28 Remis – 45 Niederlagen

Statistisches Profil

Spiel mit dem Ball
Es ist schwer vorauszusagen, wie die Kölner konkret auflaufen werden, weil Kwasniok es besser als kaum ein Trainer versteht, seine Mannschaft an den jeweiligen Gegner anzupassen. Zudem leidet der Kader aktuell an mehreren Ausfällen, die besonders die Innenverteidigung schwächen. Trotzdem gibt es Muster die sich wiederholen. Eine 3-4-3-Grundformation kommt am häufigsten vor und hat sich in den letzten Spielen etabliert. Im Aufbau agieren sie zunächst im 3-1 mit den zwei Außenverteidiger in unterschiedlichen Högen. Rechts geht Sebulonsen in die letzte Linie und links positioniert sich Lund tiefer auf der Höhe vom rechten Achter. So entsteht eine asymmetrische Struktur, über die Köln gezielt die Seite überlädt. Die Progression erfolgt also bevorzugt über breite Überladungen, die dem jeweiligen Halbverteidiger den Druck nehmen und Möglichkeiten zum Andribbeln bieten. Auf der rechten Seite agiert Sebulonsen als Breitengeber, während der Flügel diagonal durchschiebt, um eine 2-gegen-1 Überzahl gegen den Außenverteidiger zu schaffen. Links rücken Kaminski und Bülter häufig in den Halbraum um die Vernetzung zwischen Flügel, Außenverteidiger und Sechser herzustellen. Hier sind auch lange Bälle ein bewusstes Mittel, wenn der linke Halbraum überladen wird. Dabei geht es aber häufig weniger darum das Luftduell direkt zu gewinnen, vielmehr wird aus dem Mittelfeld eng nachgerückt, um zweite Bälle zu sichern.

Spielweise
Im zweiten und letzten Drittel setzt Köln das im Aufbau angelegte Flügelspiel konsequent fort. Besonders die linke Seite bleibt der primäre Angriffsfokus: Kaminski, Bülter und Lund rotieren dort in engen Abständen, um kleine Dreiecke zu bilden und den Gegner in Bewegung zu halten. Sobald Bülter kurz entgegenkommt, öffnet Kaminski den Raum dahinter mit einem Tiefenlauf, der über kurze Ablagen vorbereitet wird. Diese steil-klatsch-steil-Bewegungen dienen weniger dem kontrollierten Ballbesitz als der gezielten Raumgewinnung. Durch gute Handlungsgeschwindigkeit und Zielstrebigkeit, bekommen die gegnerischen Verteidiger schnell Zuordnungsprobleme. Dabei orientiert sich El Mala normalerweise breit und kann schnell zum freien Mann auf letzter Linie werden. Und mit seinen Fähigkeit sowohl große Räume direkt attackieren zu können als auch in engen Räumen 1-gegen-1 Situationen gut im Dribbling zu lösen, wird er offensiv immer wieder gefährlich. Wird die linke Seite zugestellt, nutzt Köln schnelle Verlagerungen über Martel oder die Innenverteidiger auf Sebulonsen. Der Norweger bleibt breit und bringt die Flanke oft früh, auch um zweite Bälle und Rückraumoptionen zu provozieren. Bülter und Thielmann attackieren diagonal den Fünfmeterraum, während Kaminski aus dem Halbraum in den Rückraum nachstößt. Köln sucht den Zehnerraum selten durch längere Ballzirkulationen, sondern will den Ball mit Tempo in die Tiefe bringen. Aches Stärke bei Kopfbällen im Strafraum werden meistens erst zum Ende des Spiels eingesetzt.

Spiel gegen den Ball
Köln verteidigt mit wechselnden Grundordnungen. Zuletzt überwiegten Varianten eines 5-2-3. Wobei sich ein Sechser häufig etwas tiefer orientiert, besonders wenn höher angelaufen wird. Die Stürmer laufen aber recht selten aktiv an, sondern leiten den Gegner gezielt auf die Flügel. Ziel ist, das Zentrum kompakt zu halten und Pässe in den Zehnerraum zu verhindern. Sobald der Ball auf den Außenverteidiger gespielt wird, schiebt der ballnahe Achter aggressiv heraus, während der Sechser den Raum hinter ihm sichert. Das führt zu klaren Pressingwinkeln, aber auch zu Risiken: Wird der Ball schnell diagonal ins Zentrum gespielt, öffnen sich Zwischenräume hinter den Achtern, die gut bespielbar sind. Die Außenverteidiger rücken situativ nach, um Druck in der Breite zu erzeugen, was besonders in der 5-2-3-Struktur funktioniert. Problematisch wird es, wenn die Abstände zwischen Schiene und Halbverteidiger zu groß werden – dann entstehen Lücken, die in der Tiefe bespielt werden können. Somit ist auch denkbar, das Kwasniok auf ein 5-3-2 umstellt. Höheres Anlauf zeigt Köln, sobald die gegnerischen Außenverteidiger angespielt werden. Dabei verschiebt das Team sehr geschlossen und ist auch recht effektiv im Rückwärtspressing, wenn der Ball in den Zwischenlinienraum kommt. Im Umschalten nach Ballgewinn erfolgt sofort der vertikale Pass, oft auf Bülter oder Thielmann, um den Gegner in Unordnung zu erwischen.

Unser HSV
Der HSV wird auch gegen Köln in seiner gewohnten 3-4-3-Struktur beginnen. Bis auf den verletzten Omari stehen alle Spieler wieder zur Verfügung, was die Auswahl im Angriff und im Mittelfeld erweitert. Wahrscheinlich kehrt Fabio Vieira in die Startelf zurück, wodurch Rayan Philippe zunächst weichen dürfte. Das ergibt Sinn, da Köln im Regelfall tiefer verteidigt und weniger Räume in der Tiefe bietet. Vieira ist im Zwischenlinienraum stärker, kann unter Druck aufdrehen und das Offensivspiel über kurze Kombinationen und Seitenverlagerungen prägen.
Im Sturmzentrum wird Königsdörffer wohl erneut beginnen, flankiert von Dompé auf links. Dahinter bilden Remberg und Sambi Lokonga das Mittelfeldduo. Sambi Lokonga bleibt ein entscheidender Faktor: mit klugen Laufwegen öffnet er Räume für Vieiras Einrücken und Dompés 1-gegen-1 Momente. Vom Flügeln rückt Muheim links wie gewohnt ins Mittelfeld ein, während rechts Gocholeishvili die Schienenrolle besetzt und Breite schafft.
In der Dreierkette kehrt Capaldo auf die rechte Halbverteidigerposition zurück. Seine Dynamik gegen den Ball kann helfen, Kölns breite Überladungen früh in den Druck zu bringen, doch bei Kölns langen Bällen könnte seine geringere Kopfballstärke ein Risiko darstellen. Entscheidend wird, ob er die Balance zwischen Herausrücken und Absichern hält.
Offensiv wird es für den HSV darauf ankommen, mit möglichst viel Dynamik von außen diagonal in den Zwischenlinienraum zu kommen oder Kölns enge Flügelstaffelungen mit schnellen Seitenverlagerungen zu überspielen. Gelingt es Vieira, im Rücken des herausrückenden Kölner Achters Lücken zu finden, könnte das besonders gefährlich werden.

